Kämpfe um Hodeida fordern mehr als 130 Tote

Bei den Kämpfen um die jemenitische Hafenstadt Hodeida sind seit Donnerstag nach Angaben von Ärzten mehr als 130 Kämpfer getötet worden.

Jemenitische regierungsnahe Streitkräfte beteiligen sich an militärischen Operationen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kämpfe um die jemenitische Hafenstadt Hodeida arten aus.
  • Innert 24 Stunden kamen mehr als 130 Kämpfer ums Leben.

Erbitterte Kämpfe um die jemenitische Hafenstadt Hodeida: Binnen 24 Stunden wurden in der strategisch wichtigen Stadt am Roten Meer nach Angaben von Ärzten mehr als 130 Kämpfer getötet, darunter 110 Huthi-Rebellen.

Diese leisteten am Freitag weiter erheblichen Widerstand gegen die Offensive der Regierungstruppen. Den Ärzten in Hodeida zufolge wurden 110 Rebellen und 22 regierungstreue Kämpfer getötet. Damit stieg die Zahl der Toten auf beiden Seiten seit der Intensivierung der Kämpfe um Hodeida am 1. November auf mindestens 382.

Lebensmittelnot unterbinden

Hilfsorganisationen sorgen sich weiter um die Lage der Zivilisten in dem Bürgerkriegsland. Das Welternährungsprogramm kündigte an, seine Lebensmittelhilfen verdoppeln zu wollen.

Eine Frau hält die Hand eines unterernährten Kindes in einem Krankenhaus in der Provinz Hadscha. - dpa

Derzeit würden täglich Nahrungsmittel für sieben bis acht Millionen Menschen ausgeliefert, sagte WFP-Sprecher Herve Verhoosel am Donnerstag in Genf. Das neue Ziel sei es, 14 Millionen Menschen mit Essen zu versorgen. Das bedeute eine «riesige Menge» logistischer Arbeit, finanzieller Mittel und Vorbereitung.

«Ein Land der Gespenster»

Vor allem aber müsse die Gewalt in dem Land sofort enden, mahnte der Sprecher. «Sonst wird der Jemen ein Land der Gespenster, mit Menschen, die nur noch Knochengerüste sind.»

Die Vereinten Nationen hatten im Oktober gewarnt, dass im Jemen 14 Millionen Menschen vom Hunger bedroht seien, fast die Hälfte der Bevölkerung. Die UNO spricht von der schwersten humanitären Krise weltweit.

In Hodeida beschrieb ein Vertreter der Hilfsorganisation Islamic Relief, Salem Dschaffer Baobaid, die «Erschöpfung und Angst» in den Gesichtern seiner Nachbarn, die wegen der nächtlichen Luftangriffe nicht mehr schliefen. «Die Menschen fragen nach mehr Lebensmitteln, aber was wir auch tun, die Hilfsorganisationen können nicht ein ganzes Land ernähren», sagte er laut der Nachrichtenagentur Irin.

Militärkoalition rückt vor

Im Jemen herrscht seit 2014 ein Krieg zwischen schiitischen Huthi-Rebellen und den vom sunnitischen Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Nach Uno-Angaben wurden bereits rund 10'000 Menschen getötet, unter ihnen tausende Zivilisten.

Am Donnerstag waren die von Luftangriffen einer arabischen Militärkoalition unterstützten Regierungstruppen erstmals ins Stadtgebiet von Hodeida vorgedrungen; sie bewegten sich nun in Richtung des Hafens vor. Die Rebellen verstärkten seither ihre Gegenwehr.

Es gebe «intensive Angriffe» mit Granaten auf die von den Regierungstruppen zurückeroberten Stellungen, hiess es aus der jemenitischen Armee. Die Rebellen erklärten, sie hätten die Versorgungswege ihrer Gegner in vier Sektoren der Provinz Hodeida abgeschnitten.

Bessere Verhandlungsposition erreichen

Die Offensive zur Rückeroberung des Hafens ist nach Einschätzung von Beobachtern in den kommenden Tagen zu erwarten. In einem Text des Beratungsinstituts IHS Markit heisst es, es bestehe die Gefahr von «Sabotage» der Infrastruktur.

Die Anführer der mit der jemenitischen Regierung verbündeten Militärkoalition - Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate - wollen demnach zunächst Hodeida zurückerobern, bevor sie Friedensgespräche mit den Huthi-Rebellen beginnen. Dies gebe der Regierung eine bessere Verhandlungsposition. Im Hafen von Hodeida werden die meisten Importe und internationalen Hilfslieferungen für den Jemen umgeschlagen.

Die Militärkoalition hatte die Offensive auf die Hafenstadt zunächst im Juni gestartet, im Juli aber zugunsten der Friedensbemühungen der UNO unterbrochen. Nachdem der Vermittlungsversuch im September gescheitert war, kündigte die Koalition die Fortsetzung der Offensive an.