Kontroverse Reaktionen nach Mord im Gerichtssaal in Pakistan

Der ermordete Angeklagte sass wegen Blasphemie seit 2018 in Haft. Die Tötung hat in Pakistan verschiedene Reaktionen hervorgerufen.

Polizeibeamte stehen nach der Ermordung von Tahir Shamim Ahmad, der vor Gericht der Beleidigung des Islam beschuldigt wurde, an einem Eingangstor des Bezirksgerichts im Nordwesten Pakistans. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mittwoch wurde ein Mann in einem Pakistaner Gerichtsaal erschossen.
  • Es handelt sich um einen amerikanischen Staatsbürger, der wegen Blasphemie in Haft sass.
  • Die Tötung des Angeklagten ruft im Land verschiedene Reaktionen hervor.

Einen Tag nach dem Mord an einem wegen Blasphemie angeklagten Mann im Nordwesten Pakistans ist im Land eine Kontroverse entbrannt. Prominente religiöse Hardliner begrüssten die Tötung in einem Gerichtssaal in Peschawar, der Hauptstadt der Provinz Khyber Pakhtunkhwa.

Auch Abgeordnete des Parlaments äusserten sich positiv zur Erschiessung des Mannes. Der Angeklagte sass seit 2018 wegen angeblicher Beleidigung des muslimischen Propheten Mohammed in Haft.

Laut US-Aussenministerium handelte es sich bei dem Opfer um einen amerikanischen Staatsbürger. «Wir fordern Pakistan auf, unverzüglich Massnahmen zu ergreifen und Reformen durchzuführen, die verhindern, dass sich eine solch schändliche Tragödie wiederholt». Dies schrieb das Ministerium auf Twitter.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte via Twitter: «Wir bekräftigen unseren langjährigen Appell an die pakistanische Regierung, die drakonischen Blasphemiegesetze aufzuheben

Täter festgenommen

Am Mittwoch hatte ein junger Mann den Angeklagten mitten im Gerichtssaal vor den Augen des Richters mit Kopfschüssen getötet. Wie der Täter seine Waffe in das gut gesicherte Gebäude bringen konnte, ist unklar. Er wurde festgenommen.

Später sagte er der Polizei, dass ihm der Prophet Mohammed im Traum den Auftrag zum Töten gegeben hat. Das Opfer gehörte der religiösen Minderheit der Ahmadiyya an.

Die muslimische Reformbewegung Ahmadiyya wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts im damaligen Britisch-Indien gegründet. Sie ist bei anderen muslimischen Gemeinden umstritten. Laut Menschenrechtlern gehört die Gruppe zu den am meisten verfolgten Gemeinschaften in Pakistan.

Pakistan führte die umstrittenen Blasphemiegesetze in den 1980ern während der Amtszeit des ehemaligen Militärherrschers Zia ul-Haq ein. Oft werden Angeklagte getötet, bevor ihr Prozess beginnt.