Kreise: Hamas-Anführer Al-Aruri bei Explosion ums Leben gekommen

Bei einer Explosion in Beirut ist der stellvertretende Leiter des Politbüros der islamistischen Hamas, Saleh al-Aruri, ums Leben gekommen.

Der stellvertretende Leiter des Politbüros der islamistischen Hamas, Saleh al-Aruri, soll in Beirut ums Leben gekommen sein. - Nariman El-Mofty/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der stellvertretende Leiter der islamistischen Hamas, Saleh al-Aruri ist gestorben.
  • Er kam bei einer Explosion in Beirut ums Leben.
  • Die Deutsche Presse-Agentur erfuhr das aus Kreisen der Hisbollah-Miliz.

Die Deutsche Presse-Agentur hat aus Kreisen der Hisbollah-Miliz nach der Explosion am Dienstagabend erfahren, dass der stellvertretende Leiter des Politbüros der islamistischen Hamas, Saleh al-Aruri, ums Leben gekommen ist. Auch der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar berichtete, dass Al-Aruri tot sei. Insgesamt wurden mindestens sechs Menschen getötet, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete.

Die Explosion ereignete sich vor einem Büro der Hamas und Polizeikreisen zufolge in einem südlichen Stadtteil Beiruts, in dem die Hisbollah stark vertreten ist. Die genauen Hintergründe der Explosion blieben zunächst unklar. Schnell kam aber der Verdacht auf, dass es sich um eine gezielte Tötung handeln könnte – möglicherweise durch Israels Armee oder im Auftrag Israels. Israels Militär kommentierte die Berichte auf Anfrage nicht.

Situation sei «sehr gefährlich»

Der libanesische Militärexperte und frühere General Chalil Hilo bezeichnete die Situation unterdessen als «sehr gefährlich». Die Hisbollah werde einen «Angriff in ihrer Hochburg in Beirut nicht tolerieren».

Al-Aruri, den Israel als Drahtzieher von Anschlägen im Westjordanland sah, galt schon länger als mögliches Ziel für einen Anschlag. Er soll für die Aktivitäten des militärischen Hamas-Arms im Westjordanland zuständig gewesen sein. Israel und die Hamas hatten im Sommer – schon vor Beginn ihres laufenden Kriegs – Drohungen ausgetauscht. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte dabei, Al-Aruri wisse «sehr genau, warum er und seine Freunde sich versteckt halten».

Das Foto, das vom Medienbüro der Hisbollah veröffentlicht wurde, zeigt Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah (r-l) bei einem Treffen mit Siad Nachali, PIJ-Anführer in den Palästinensergebieten und dem Hamas-Vizechef Salih al-Aruri. - Uncredited/Hezbollah Media Relations Office/AP/dpa

Augenzeugen sagten, zunächst sei ein Gebäude vom Angriff einer Drohne getroffen worden und dann ein Auto, aus dem Zivilschützer nach dem Brand eine verkohlte Leiche zogen. Libanesische Medien berichteten, Al-Aruri sei in einer Wohnung getötet worden. Aus Hamas-Quellen hiess es, in der Gegend habe eine Palästinensergruppe am Abend ein Treffen abgehalten.

Videos nach der Explosion in Beirut zeigten mindestens ein brennendes Auto nahe einer belebten Strasse. Auch Sirenen von Krankenwagen waren zu hören. Über der Gegend stieg weisser Rauch auf, auf der Strasse lagen Glassplitter. Bald darauf versammelten sich Hunderte Anhänger der Hisbollah in der Gegend.

Israels Regierungschef gratulierte Israels Militär

Danny Danon, ranghohes Mitglied der Likud-Partei, der auch Israels Regierungschef Netanjahu angehört, gratulierte Israels Militär, Geheimdiensten und Sicherheitskräften auf X zur Tötung Al-Aruris in Beirut. Alle am Massaker am 7. Oktober Beteiligten sollten wissen, dass Israel sie erreichen werde, schrieb er.

Israelischen Medienberichten zufolge hat der israelische Kabinettssekretär den Ministern untersagt, sich zu dem Vorfall zu äussern. Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich schrieb auf X: «Alle deine Feinde werden umkommen, Israel.»

Der geschäftsführende libanesische Premierminister Nadschib Mikati sprach von einem «israelischen Verbrechen, das den Libanon auf jeden Fall in eine neue Phase der Konfrontationen führen will». Zwischen Israels Armee und der Hisbollah kommt es seit Beginn des Gaza-Kriegs vor bald drei Monaten zunehmend zu mitunter tödlichen Konfrontationen nahe der gemeinsamen Grenze.

Hassan Nasrallah, Hisbollah-Chef, spricht am Aschura-Tag. (Archivbild). Foto: picture alliance / dpa - dpa-infocom GmbH

Al-Aruri war Berichten zufolge 58 Jahre alt und verbrachte insgesamt zwölf Jahre in israelischen Gefängnissen vor seiner Freilassung 2010. Er genoss Privilegien als Gesprächspartner von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, der sich kaum öffentlich zeigt. Al-Aruri soll auch einer der Unterhändler gewesen sein für die Freilassung von Geiseln aus Gewalt der Hamas vergangenen Monat. Israels Armee hatte Al-Aruris Haus im Westjordanland Ende Oktober zerstört.

Die Explosion ereignete sich am Abend vor dem 3. Jahrestag der Tötung von General Ghassem Soleimani, der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet.

Kürzlich war zudem der ranghohe iranische General Sejed-Rasi Mussawi bei einem mutmasslich israelischen Luftangriff in Syrien getötet worden. Zu dem Jahrestag war für Mittwoch eine Rede Nasrallahs angekündigt.