Myanmar (Birma): Seit Putsch gab es mehr als 180 Tote
Die Lage in Myanmar bleibt weiterhin kritisch: Bei den Protesten kamen mittlerweile bereits über 180 Demonstranten um ihr Leben.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem gewaltsamen Wochenende spitzt sich die Lage in Myanmar weiter zu.
- Die WFP befürchtet bei anhaltendem Trend eine Hungersnot.
Die Brutalität der Junta in Myanmar hatte am Wochenende einen Höhepunkt erreicht. Doch die Lage spitzt sich weiter zu. Die Zahl der Toten steigt drastisch.
Demonstranten versuchen sich gegen Militärgewalt zu schützen
Trotz der Militärgewalt in Myanmar dauern die landesweiten Proteste gegen die neue Junta an. Viele Demonstranten versuchten am Dienstag, sich mit selbstgebauten Barrikaden gegen die Einsatzkräfte zu schützen.
«Wir versuchen, unser Stadtviertel mit Barrikaden abzusperren. Denn wenn wir uns nicht verteidigen können werden sie in unsere Strassen kommen und uns töten.» Das sagte der 33-jährige Kyaw Kyaw aus dem Stadtteil Thaketa in der grössten Stadt Yangon (früher: Rangun).
Lage in Myanmar hat sich weiter verschärft
Die Lage hat sich seit dem Wochenende zugespitzt. Nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sollen allein am Sonntag 74 Menschen von Polizisten oder Soldaten getötet worden sein. Am Montag habe es erneut 20 Todesopfer gegeben. «Die Todeszahlen steigen drastisch», so die Organisation.
Insgesamt seien seit dem Putsch vom 1. Februar mindestens 183 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 2100 wurden zumindest vorübergehend festgenommen.
Das besonders schlimm betroffene Arbeiterviertel Hlaing Tharyar gleiche einem «Kriegsgebiet», berichtete ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur. Mehr als 50 Militärfahrzeuge seien angerückt, und Soldaten hätten ununterbrochen Schüsse abgefeuert, erzählte der Demonstrant Htay Aung. Viele Wanderarbeiter, die in Hlaing Tharyar lebten, seien aus Verzweiflung in ihre Dörfer zurückgekehrt.
Die Generäle hatten nach dem Putsch die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi in Gewahrsam genommen. Ausserdem wurde ein einjährigerAusnahmezustand verhängt.
Die Demonstranten fordern die Rückkehr zu demokratischen Reformen und die Freilassung der unter Hausarrest gestellten Suu Kyi. Ausserdem wollen sie die Wiedereinsetzung ihrer zivilen Regierung. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November klar gewonnen.
Nach Protesten könnte die Hungernot kommen
Das Welternährungsprogramm (WFP) warnte am Dienstag: Seit dem Umsturz seien die Preise für Lebensmittel und Benzin in manchen Regionen stark gestiegen. Dieser Trend sei besorgniserregend, insbesondere für die Menschen die bereits jetzt Probleme bei der Nahrungsbeschaffung hätten. Das meinte Stephen Anderson, Länderdirektor des WFP in Myanmar.
«Wir beim WFP wissen nur zu gut, wie schnell Hunger entstehen kann. Vor allem wenn Frieden und Dialog ausser Kraft gesetzt werden», sagt der Länderdirektor des WFP.