Oscar-Gewinnerin Zhao: China löscht offenbar Einträge aus dem Netz

Die gebürtige Pekingerin Zhao wurde als erste nicht-weisse Frau mit einem Regie-Oscar ausgezeichnet. In China verschwinden die Mitteilungen über ihren Sieg.

Die Oscar-Gewinnerin Zhao. - POOL/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Chloé Zhao räumte mit ihrem Film «Nomadland» bei den Oscars ab.
  • Sie ist erst die zweite Frau, die mit dem Regie-Oscar ausgezeichnet wird.
  • China löscht jedoch offenbar die Einträge über die gebürtige Pekingerin.

China hat in den Online-Netzwerken offenbar Einträge über die in Peking geborene Regisseurin und frischgebackene Oscar-Gewinnerin Chloé Zhao gelöscht. Staatliche Medien berichten nicht über Auszeichnung der gebürtigen Pekingerin.

Alle aktuellen Mitteilungen, die Zhaos Namen oder ihren preisgekrönten Film «Nomadland» enthielten, verschwanden am Montag auf ungeklärte Weise aus dem Onlinedienst Weibo. Auch in den staatlichen Medien fand sich kein Hinweis auf Zhaos Oscar-Gewinn.

Zhao kritisierte wohl ihr Geburtsland

Zhao war im März zunächst für ihren Erfolg bei den Golden Globes von den chinesischen Meiden gefeiert worden. Als Internetnutzer jedoch alte Interviews verbreiteten, in denen sie ihr Geburtsland anscheinend kritisierte, stoppten zahlreiche chinesische Kinos den geplanten Kinostart ihres Films.

Die Regisseurin Chloé Zhao (l) steht mit der Schauspielerin Frances McDormand am Set von «Nomadland». - dpa-infocom GmbH

In ihrer Oscar-Rede schien Zhao auf diese Schwierigkeiten anzuspielen: «Ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, wie ich weitermache, wenn die Dinge schwierig werden», sagte sie. Sie zitierte auch eine Zeile aus einem chinesischen Gedicht: «Menschen sind bei Geburt grundsätzlich gut». Zahlreiche Nutzer feierten Zhao am Montagmorgen bei Weibo, bevor ihre Einträge aus dem Online-Netzwerk verschwanden.

Erste nicht-weisse Regisseurin mit Oscar-Auszeichnung

Trotz der Bemühungen der mutmasslichen Zensoren war der Stolz auf die chinesische Regisseurin auf den Strassen Pekings am Montag deutlich zu spüren: «Es ist sehr selten, dass ein Chinese einen Oscar bekommt», sagte die Ingenieurin Yan Ying der Nachrichtenagentur AFP. Die 38-jährige Anwaltsgehilfin Yuan Min sagte: «Ich denke, dass chinesische Filme immer besser werden und sie ein gutes Vorbild für chinesische Regisseureist.»

Zhao wurde als erst zweite Frau und als erste nicht-weisse Regisseurin mit dem Regie-Oscar ausgezeichnet. Ihr Roadmovie «Nomadland» war der grosse Sieger bei der diesjährigen Verleihung in Los Angeles: Das Sozialdrama über Arbeitsnomaden in den USA gewann auch den Oscar als bester Film. Ausgezeichnet wurde zudem die Hauptdarstellerin Frances McDormand.