Oscar Pistorius kommt erneut vor Gericht

Die tödlichen Schüsse von Oscar Pistorius auf seine Freundin sind erneut ein Thema für Südafrikas Justiz: Die Ankläger wollen ihn härter bestraft sehen. Mit dieser Meinung stehen sie nicht allein.

Der frühere Spitzensportler Oscar Pistorius. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Urteil gegen den früheren Spitzensportler Oscar Pistorius wird heute erneut geprüft.
  • Pistorius war wegen Totschlags zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.
  • Er hatte seine Freundin, das aufstrebende Model Reeva Steenkamp, vor vier Jahren getötet.

Das oberste Berufungsgericht Südafrikas prüft heute das Urteil gegen den früheren Spitzensportler Oscar Pistorius (30). Es geht um das Strafmass. Pistorius war wegen Totschlags zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Die Staatsanwaltschaft hat sich um die erneute Berufung bei dem Gericht in der Stadt Bloemfontein bemüht, da sie das Urteil der zweiten Instanz für «schockierend milde» hält. Der inhaftierte Pistorius selbst wird bei dem Termin nicht erwartet. Bis wann das Gericht neu über das Strafmass befinden wollte, war zunächst noch unklar.

Pistorius hatte seine Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen getötet. - Keystone

Der unterhalb der Knie amputierte Pistorius hatte seine Freundin, das aufstrebende Model Reeva Steenkamp, am Valentinstag 2013 in seinem Haus mit vier Schüssen durch eine Toilettentür getötet. Er beteuerte, einen Einbrecher hinter der Tür vermutet zu haben. Das Verbrechen hatte weltweit für Aufsehen gesorgt und wurde inzwischen verfilmt.

«Er ist ein gefallener Held»

Pistorius war daraufhin nach langer juristischer Auseinandersetzung wurde er im Juli 2016 wegen «Mordes» verurteilt worden, was im deutschen Recht Totschlag entspricht. Darauf stehen in Südafrika normalerweise mindestens 15 Jahre Haft. Richterin Thokozile Masipa hatte jedoch mildernde Umstände angeführt. «Er ist ein gefallener Held, er hat seine Karriere verloren, er ist finanziell ruiniert», hatte sie bei der Urteilsverkündung gesagt. Er sei Ersttäter und habe Reue gezeigt, nun müsse er eine Chance haben, sich zu rehabilitieren.

Das Urteil hatte in Südafrika Empörung ausgelöst. Für viele war es ein Zeichen gewesen, dass wohlhabende Angehörige der weissen Minderheit vor Gericht immer noch besser behandelt werden als Schwarze. Die schwarze Richterin Masipa hatte dem entgegengehalten: «Unsere Gerichte dienen dem Gesetz, nicht der öffentlichen Meinung.»