Russland schiebt nach Anschlag massenweise Migranten ab

In der Woche seit dem tödlichen Angriff auf einen Konzertsaal in der Region hat Russland bereits massenhaft Migranten abgeschoben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Vergangene Woche hat in Russland die Operation «Anti-Migranten» begonnen.
  • Es wurden zahlreiche Razzien in Herbergen und Wohnungen durchgeführt.
  • In St. Petersburg kam es laut Menschenrechtsorganisationen zu Massenabschiebungen.

Nach dem brutalen Anschlag auf den Konzertsaal in der Nähe von Moskau führt Russland offenbar Massenabschiebungen von Migranten durch. Das teilte die Menschenrechtsgruppe «Perviy Otdel» am Freitag mit und berief sich dabei auf Beobachtungen in St. Petersburg.

Dort seien alleine am Donnerstag mehr als 64 Ausländer aus dem Wyborger Stadtbezirk abgeschoben worden, so die NGO. Die Zahlen stammen demnach von einem nicht mit Namen genannten Anwalt der Organisation.

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Dieser wurde mit folgenden Worten zitiert: «Die provisorischen Internierungszentren für ausländische Staatsbürger sind überfüllt. Sie sind von Spezialfahrzeugen und Bussen auf dem Weg zum Flughafen umringt.» Am Freitagnachmittag seien in St. Petersburg zudem mehrere Busse mit Migranten zum internationalen Flughafen Pulkovo unterwegs gewesen.

Die Länder, in die die Migranten geschickt wurden, wurden nicht näher genannt. Es ist jedoch bekannt, dass die Arbeitsmigranten in Russland grösstenteils aus armen zentralasiatischen Ländern stammen.

Russland beginnt mit «Operation Anti-Migranten»

Gerichtsvollzieher bezeichnen die Massenabschiebungen in St. Petersburg Berichten zufolge als «Operation Anti-Migranten». Es gibt laut der «Moscow Times» verschiedene Berichte von Razzien in örtlichen Herbergen und Wohnungen von Migranten.

Ähnliche Razzien wurden aus Moskau und anderen russischen Städten gemeldet. Dazu gibt es auch verschiedene Videos in den sozialen Medien.

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X@wartranslated - Dieses Video soll eine Razzia in der Nähe von Moskau zeigen. Arbeitende Migranten wurden von den russischen Sicherheitskräften kontrolliert. Laut Augenzeugen wurden diejenigen, die sich weigerten, von der Polizei geschlagen.

Augenzeugen berichten unter anderem davon, dass Arbeitsmigranten kontrolliert wurden. So etwa in einem Lagerhaus in der Nähe von Moskau (siehe Video). Wer sich der Kontrolle widersetzte, sei geschlagen worden, heisst es.

Berichte gibt es ausserdem von «Anti-Migranten»-Protesten – etwa in Voronezh. Auf einem Video ist zu sehen, wie Jugendliche durch die Strassen marschieren und «haut ab Migranten» riefen.

Negative Stimmung gegen Einwanderer zugenommen

Die negative Stimmung gegen Einwanderer hat in Russland nach dem brutalen Terrorangriff deutlich zugenommen. Bei den vier bewaffneten Männern, die für den Tod von 144 Menschen verantwortlich sind, handelt es sich um tadschikische Staatsbürger.

Vier weitere Verdächtige, die diese Woche in Untersuchungshaft genommen wurden, stammen ebenfalls aus Tadschikistan. Ein neunter mutmasslicher Komplize stammt aus dem benachbarten Kirgisistan.

Der IS-Ableger ISIS-K hat die Verantwortung für das Massaker übernommen. Russland macht radikale Islamisten, die Ukraine und ihre westlichen Verbündeten für den Anschlag verantwortlich.