Selbstmordattentäterin von Tunis war arbeitslose Akademikerin

Der Sprengsatz, der in Tunis am Montag Verletzte forderte, sei von einer 30 Jahre alten arbeitslosen Akademikerin gezündet worden.

Tunesische Forensiker analysieren den Tatort. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Selbstmordattentäterin von Tunis sei bislang nie als potenzielle Extremistin aufgefallen.
  • Der Anschlag war der erste in Tunesiens Hauptstadt seit dem 24. November 2015.

Die tunesischen Behörden haben die Selbstmordattentäterin identifiziert, die sich am Montag in der Innenstadt von Tunis in die Luft gesprengt hatte. Der Sprengsatz sei von einer 30 Jahre alten arbeitslosen Akademikerin gezündet worden, sagte Justizsprecher Sofiène Sliti heute Dienstag in Tunis.

Die junge Frau sei bislang nie als potenzielle Extremistin aufgefallen. Die Attentäterin hatte den Angaben zufolge einen Hochschulabschluss in Wirtschaftsenglisch, war aber – so wie viele andere Absolventen in Tunesien auch – arbeitslos. Laut Medienberichten verdingte sie sich gelegentlich als Schäferin, um ihrer Familie zu helfen. Festnahmen im Zusammenhang mit dem Fall gab es nach Angaben des Justizsprechers bis heute Dienstag nicht.

Rückkehr zur Normalität

Bei dem Selbstmordattentat waren am Montag auf einer belebten Geschäftsstrasse 15 Polizisten und zwei Jugendliche verletzt worden – keiner von ihnen schwer. Heute Dienstag kehrte wieder Normalität ein: Cafés und Geschäfte in der bei Einheimischen und Touristen beliebten Avenue Habib Bourguiba hatten geöffnet.

Seit 2015 im Ausnahmezustand

Der Anschlag war der erste in Tunesiens Hauptstadt seit dem 24. November 2015, als zwölf Mitglieder der Präsidialgarde bei einem Selbstmordattentat getötet wurden. Seit dem politischen Umbruch im Jahr 2011 wurden in Tunesien dutzende Menschen, vor allem Touristen und Mitglieder der Sicherheitskräfte, bei Anschlägen getötet.

Trotz von der Regierung propagierter Fortschritte im Kampf gegen den Terrorismus gilt seit der Attacke in Tunis im November 2015 der Ausnahmezustand. Er wurde Anfang Oktober erneut um einen Monat verlängert.

Für 2019 sind Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Tunesien angesetzt. Tunesiens Wirtschaft stagniert, die hohe Arbeitslosigkeit bei Hochschulabsolventen und anderen jungen Leuten sorgt für grossen Unmut.