Staatsanwaltschaft geht in Berufung

Der Fall Oscar Pistorius kommt erneut vor Gericht. Der Staatsanwalt fordert eine längere Haftstrafe. Inzwischen ist das Kriminaldrama auch verfilmt worden - mit einer deutschen Hauptdarstellerin.

Am 14. Februar 2013 fielen in Pistorius’ Haus vier tödliche Schüsse. Der Mord an seine damalige Freundin Reeva Steenkamp kostete den Sportler nur sechs Jahre Haft. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der frühere Spitzensportler Oscar Pistorius (30) wurde 2016 wegen «Mordes» an seine Freundin zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
  • Die Staatsanwaltschaft hat sein Strafmass als «schockierend milde» bezeichnet und geht nochmals in Berufung.
  • Das Kriminaldrama wurde mit dem deutschen Model Toni Garrn (25) verfilmt.

Der frühere Spitzensportler Oscar Pistorius (30) wurde 2016 wegen tödlicher Schüsse auf seine damalige Freundin zu nur sechs Jahren Haft verurteilt wurden. Pistorius wurde wegen «Mordes» verurteilt, was im deutschen Recht Totschlag entspricht. Darauf stehen in Südafrika normalerweise mindestens 15 Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft hat sein Strafmass als «schockierend milde» bezeichnet und geht daher nochmals in Berufung. Am Freitag wird der Fall vor dem obersten Berufungsgericht des Landes in Bloemfontein verhandelt. Der inhaftierte Pistorius selbst wird bei dem Termin nicht erwartet.

Das Urteil sorgte in Südafrika für Empörung. Für viele war es ein Zeichen, dass wohlhabende Angehörige der weissen Minderheit vor Gericht immer noch besser behandelt werden als Schwarze. Die Frauenorganisation der Regierungspartei ANC kritisierte, das Urteil sende ein fatales Signal der Nachsicht gegenüber häuslicher Gewalt.

Pistorius hatte seine Freundin Reeva Steenkamp, ein aufstrebendes Model, am Valentinstag 2013 in seinem Haus mit vier Schüssen durch eine Toilettentür getötet. Er beteuerte, einen Einbrecher hinter der Tür vermutet zu haben. Die Staatsanwaltschaft sagte dagegen, Pistorius habe Steenkamp im Streit erschossen. Eine Anwältin der Steenkamps hat die erneute Berufung begrüsst. Die Familie sei der Meinung, dass das geringe Strafmass «nicht die richtige Botschaft an die Gesellschaft darstellt», sagte Tania Koen.

Pistorius waren als Kind beide Beine unterhalb der Knie amputiert worden. Der heute 30-Jährige gewann bei den Paralympischen Spielen der Sprinter auf eigens angefertigten Karbon-Prothesen insgesamt sechs Goldmedaillen. In London startete er 2012 als erster beinamputierter Sportler der Olympia-Geschichte. Pistorius galt in Südafrika damals als Nationalheld - bis zu den verhängnisvollen Schüssen im Februar 2013.

Inzwischen wurde das Kriminaldrama auch verfilmt: In «Oscar Pistorius: Blade Runner Killer» spielt das deutsche Model Toni Garrn (25) das Opfer Steenkamp. Der Film soll am 11. November erstmals im US-Kabelfernsehen gezeigt werden. Pistorius' Familie will rechtlich dagegen vorgehen.