Ukraine-Krieg: Putin-Vertrauter verlässt Russland aus Protest
Putins Sondergesandter für Beziehungen zu internationalen Organisationen ist zurückgetreten und befindet sich jetzt in der Türkei. Der Grund: der Ukraine-Krieg.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ranghohe russische Politiker Anatoli Tschubais hat sich offenbar von Putin abgewandt.
- Der Sondergesandte hat seinen Posten niedergelegt und ist in die Türkei gereist.
Paukenschlag in Russland: Anatoli Borissowitsch Tschubais ist von seinem Amt als Sonderbeauftragter des Präsidenten für nachhaltige Entwicklung zurückgetreten. Das berichteten mehrere Nachrichtenagenturen während dem Ukraine-Krieg am Mittwoch. Vertreter des sehr engen Putin-Vertrauten bestätigten gegenüber «RIA Novosti», dass er seinen Posten bereits verlassen haben soll.
Auch gegenüber der russischen Agentur «Tass» sagte eine Quelle: «Ja, das ist wahr. Anatoli Borissowitsch verlässt seinen Posten.» Das US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» erklärte, es sei gelungen, Tschubais telefonisch zu erreichen, aber er habe aufgelegt.
Putin-Sprecher Dmitri Peskow sagte, Borissowitsch sei auf eigenen Wusch zurückgetreten und habe Russland verlassen. Das berichtet die Agentur «Interfax». Nach einem Bericht der Tageszeitung «RBK» soll der 66-Jährige zusammen mit seiner Frau in die Türkei ausgereist sein.
Der Rücktritt soll nach Medienberichten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg stehen. Von seinem Sprecher gab es zu diesen Spekulationen aber keinen Kommentar.
Ukraine-Krieg: Ranghöchster Politiker kehrt Putin den Rücken
Anatoli Borissowitsch Tschubais ist die bislang ranghöchste Persönlichkeit in Russland, die seit dem Einmarsch in die Ukraine zurückgetreten ist. Das Amt als Sonderbeauftragter von Wladimir Putin hatte er im Dezember 2020 übernommen.
Unter dem früheren Staatschef Boris Jelzin war Tschubais Vizeregierungschef. Als Leiter der Präsidialverwaltung trieb er die Privatisierung der Wirtschat mit voran. Später leitete er jahrelang wichtige Unternehmen.
Laut dem «Spiegel» werfen ihm Kritiker vor, die Anhäufung grosser Vermögen durch einzelne Unternehmer geduldet zu haben. Tschubais stand demnach auch an der Spitze einer liberalen Oppositionspartei und leitete das staatliche Technologieunternehmen Rusnano.
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Auch zuletzt hatte sich Tschubais für einen Umbau der Wirtschaft eingesetzt. Er galt als einer der profiliertesten Liberalen im Umfeld der Putin-Regierung.