Wladimir Putin: So ernst müssen wir seine Atom-Drohungen nehmen
Wladimir Putin droht der Nato in seiner zweistündigen Rede mit dem Einsatz von Atomwaffen. Experten erklären: Das tue er hauptsächlich zur Abschreckung.
Das Wichtigste in Kürze
- Wladimir Putin droht dem Westen in seiner zweistündigen Rede mit Atomwaffen.
- Dass diese aber wirklich zum Einsatz kommen, sei sehr unwahrscheinlich, sagen Experten.
- Die Drohungen würden eher der Einschüchterung und Abschreckung dienen.
Gestern Donnerstag hielt der russische Präsident Wladimir Putin eine lange Rede – hauptsächlich für seinen Wahlkampf. Dabei sprach er das russische Volk an, richtete aber auch einige Worte an die Nato-Staaten. Eine Aussage liess besonders hellhörig werden.
Inzwischen werde darüber gesprochen, Nato-Truppen in die Ukraine in den Krieg zu schicken, sagte Putin. «Diese Länder müssen verstehen: Wir haben Waffen, die sie in ihrem eigenen Land treffen können.» Dieses Szenario könnte den «Einsatz nuklearer Waffen auslösen.»
Macron-Aussage könnte Wladimir Putin provoziert haben
Die Drohung scheine eine Reaktion auf eine Aussage von Emmanuel Macron zu sein, meint Atomwaffenexperte Stephen Herzog. Der Präsident von Frankreich hat kürzlich angedeutet, dass die Nato die Entsendung von Truppen in die Ukraine nicht ausschliessen könne.
Herzog: «Dies wird jedoch nicht geschehen. Viele Nato-Verbündete, darunter Grossbritannien, Deutschland und die Vereinigten Staaten, wiesen Macrons Erklärung umgehend zurück. Die Nato-Führungskräfte sind nicht an einem Krieg mit Russland interessiert.»
Bei der Drohung gehe es darum, den Westen an die harte nukleare Realität der Welt zu erinnern, vermutet der Experte. «Äusserungen wie diese dienen dazu, die Abschreckung zu verstärken.»
Im Moment bestehe keine unmittelbare Gefahr, dass Russland Atomwaffen einsetzt, sagt Herzog. «Es ist wichtig zu erinnern, dass Wladimir Putin in den letzten zwei Jahren Dutzende von Atomwaffendrohungen ausgesprochen hat. Diese jüngste Drohung erfolgte im Rahmen einer zweistündigen Rede, in der Putin zahlreiche militärische Drohungen aussprach.»
«Putins Rede war ermüdend»
Diesen Punkt betont auch Russland-Experte Ulrich Schmid von der HSG: Dass Putin die russische nukleare Schlagkraft erwähnt, komme in seinen Reden häufig vor. «Er hat eine ermüdende Rede gehalten. Der grösste Teil der Rede war Infrastrukturprojekten in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Transport gewidmet.»
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Schmid erklärt weiter: «Ein russischer Atomwaffeneinsatz ist sehr unwahrscheinlich.» Weder die russische Bevölkerung noch Russlands wichtigste internationale Partner, Indien und China, würden dies akzeptieren.
Ausserdem: «Russland hat seine militärischen Ressourcen in der Ukraine gebunden. Das Land ist vollständig damit beschäftigt, die Lage dort unter Kontrolle zu bekommen.»