Zahl der Corona-Toten in Brasilien steigt auf mehr als 50.000

In Brasilien hat die Zahl der gemeldeten Todesopfer durch die Corona-Pandemie die Marke von 50.000 überschritten.

Friedhof in der brasilianischen Amazonasmetropole Manaus. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • WHO-Chef befürchtet jahrzehntelange Auswirkungen der Corona-Krise.

Mit weiteren 641 Todesfällen binnen 24 Stunden stieg die Gesamtzahl auf 50.617 stieg, wie das Gesundheitsministerium in Brasília mitteilte. Die offizielle Zahl der Infektionen im grössten und bevölkerungsreichsten lateinamerikanischen Land lag bei 1,085 Millionen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet derweil jahrzehntelange Auswirkungen der weltweiten Corona-Krise.

Brasilien ist nach den USA das am zweitstärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt, wo bis Sonntag fast 120.000 Todesfälle und mehr als 2,2 Millionen Infektionsfälle verzeichnet wurden. Experten gehen allerdings davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen in Brasilien deutlich höher liegen, da dort relativ wenig getestet wird.

Im Land hatte in den vergangenen Wochen die Kritik am Krisenmanagement des rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro zugenommen. Bolsonaro hatte zu Beginn der Pandemie die von dem neuartigen Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 als «kleine Grippe» bezeichnet. Die von brasilianischen Bundesstaaten erlassenen Corona-Einschränkungen kritisierte er wegen ihrer Folgen für die Wirtschaft.

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus warnte am Montag, die Pandemie beschleunige sich weiter: Während es drei Monate gedauert habe, bis die Zahl der weltweit registrierten Infekationen eine Million erreicht habe, hätten zuletzt acht Tage für eine Million neuer Fälle ausgereicht, schilderte Tedros.

Die grösste Gefahr bei der Pandemie sei nicht das Virus selbst, «sondern der Mangel an globaler Solidarität und globaler Führung», sagte er bei einer Online-Konferenz. Eine unsolidarische Welt könne die Pandemie nicht besiegen: «Niemand von uns ist in Sicherheit, solange nicht alle in Sicherheit sind.»

Die Corona-Pandemie sei nicht nur eine Gesundheitskrise, sondern auch eine wirtschaftliche und soziale sowie in vielen Ländern auch eine politische Krise. «Ihre Auswirkungen werden noch in kommenden Jahrzehnten zu spüren sein.»

Weltweit wurden bislang fast neun Millionen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet, mehr als 465.000 Menschen starben. Besonders betroffen sind derzeit Nord- und Südamerika sowie Teile Asiens. In Europa wurden dagegen viele Beschränkungen zum Schutz vor der Ausbreitung bereits wieder gelockert.

In Frankreich traten am Montag weitere Lockerungen in Kraft. Alle Schulen mit Ausnahme von Gymnasien öffneten wieder unter Auflagen. Auch Campingplätze und Kinos können wieder aufmachen. Zudem waren erstmals seit gut drei Monaten alle Stationen der Pariser Metro wieder geöffnet.

Ab Mittwoch können Touristen auch den Eiffelturm wieder besuchen. Für Freitag ist zudem die Öffnung des Pariser Flughafens Orly angekündigt. Die Einreise nach Frankreich ist bereits seit einer Woche für Deutsche und die meisten anderen EU-Bürger wieder uneingeschränkt möglich.

Kritik gab es derweil an den Umständen, unter denen zahlreiche Franzosen am Wochenende die traditionelle Fête de la Musique gefeiert hatten: «Das ist absolut nicht das, was man unter einer 'allmählichen' Lockerung versteht», schrieb der Chefarzt der Pariser Klinik La Pitié-Salpêtrière, Gilbert Deray, im Kurzmitteilungsdienst Twitter zu den Bildern tausender ohne Schutzmaske und Abstand tanzender und feiernder Menschen. Er verstehe, dass sich das Fest wie eine Befreiung anfühle, doch stelle sich die Frage, ob es in diesem Jahr nicht besser hätte ausfallen sollen.