Wie Twitch jetzt gegen Glücksspiele vorgeht
Auf der Streamingplattform Twitch sind Glücksspiel-Kanäle ähnlich populär wie die der beliebtesten Videospiele. Jetzt schiebt die Plattform einen Riegel vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Twitch hat ein Verbot für das Streaming vieler Arten von Glücksspiel erlassen.
- Sogenannte Casino-Streams sorgten in den letzten Monaten für einen Aufruhr.
- Ausgenommen sind bisher Seiten für Sportwetten, Poker und Fantasy-Sport.
Twitch ist besonders für das Streamen von Videospielen bekannt. In den letzten Jahren ist aber auch Glücksspiel als Content populär geworden. Die Plattform hat deshalb bereits in der Vergangenheit das Teilen von Links, die zu nicht lizenzierten Plattformen führen, untersagt. Doch offenbar haben Streamer auf Twitch die Massnahme umgangen. Wie Twitch nun gegen das Glücksspiel-Streaming vorgeht:
Sogenannte Casino-Streams wurden zuletzt immer populärer und konnten teilweise Abrufzahlen generieren, die mit denen der beliebtesten Games vergleichbar sind. Diese Entwicklung löste bereits Diskussionen auf und neben der Plattform aus. Diese führten zu einem Verbot von Links oder Empfehlungscodes zu Webseiten mit Slotmaschinen, Roulette oder Würfelspielen auf Twitch.
In einem jüngst auf Twitter veröffentlichten Statement beklagt Twitch, dass diese Massnahmen jedoch umgangen würden. Damit sei ihre «Community potenziellen Schäden ausgesetzt». Twitch scheut sich nun offenbar nicht davor, auch populäre Casino-Streamer wie den deutschsprachigen Scurrows von der Plattform zu verdrängen. Den haben seine Zuschauer allein im letzten halben Jahr mehr als vier Millionen Stunden gestreamt.
Details bislang offen
Twitch verbietet jetzt Streams von «Glücksspiel-Seiten, die Slots, Roulette oder Würfeln umfassen und nicht in den USA oder Ländern, die einen ausreichenden Verbraucherschutz bieten, zugelassen sind». Sicher landen damit auf der Schwarzen Liste grosser Anbieter wie Stake, Rollbit, Duelbits und Roobet. Allerdings behält Twitch sich vor, weitere Online-Casinos zu sperren. Konkret betroffen sind also Gambling-Plattformen, die ihren Sitz in Steueroasen wie Barbados haben und auf Verbraucherschutz keine Rücksicht nehmen.
Dazu beigetragen haben dürfte der Fall um Streamer ItsSliker. Dieser hatte sich von anderen Streamern Geld geliehen, um seine Spielsucht zu finanzieren. Prominente Streamer auf Twitch kündigten daraufhin an, die Plattform zu boykottieren, falls sie nicht gegen Glücksspiel-Inhalte vorgehen sollte.
Ab 18. Oktober sollen die neuen Regelungen auf Twitch in Kraft treten. Das Unternehmen hat angekündigt, vorab zu informieren, wie weitreichend die Änderungen im Detail sein werden. Bekannt ist bislang nur, dass von der Sperre Seiten für Sportwetten, Poker und Fantasy-Sport ausgenommen sind.
Laut Bundesregierung sind in Deutschland rund 430'000 Menschen glücksspielsüchtig. Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, veranstaltet sie am kommenden Donnerstag, den 29. September, einen bundesweiten Aktionstag. Unter der bundesweit kostenlosen Telefonhotline «Check Dein Spiel» bietet sie ausserdem Hilfe für von Glücksspielsucht Betroffenen und ihre Angehörigen.