Aserbaidschan meldet 21 Todesopfer durch armenischen Luftangriff

Bei einem Luftangriff auf den aserbaidschanischen Landkreis Barda kamen 21 Zivilisten ums Leben. Armenien weist die Vorwürfe jedoch von sich.

Die Konfliktparteien Armenien und Aserbaidschan werfen sich Angriffe auf zivile Ziele vor. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • In Aserbaidschan sind bei einem Luftangriff 21 Zivilisten getötet worden.
  • Mindestens 70 weitere wurden dabei Verletzt.
  • Die armenische Regierung weist die Vorwürfe von sich und erhebt ihrerseits Vorwürfe.

Die aserbaidschanischen Behörden haben einen armenischen Luftangriff auf den Landkreis Barda gemeldet. Dabei sollen 21 Zivilisten getötet worden sein. Mindestens 70 weitere Menschen seien bei dem Angriff nahe der Frontlinie zur umkämpften Region Berg-Karabach verletzt worden.

Dies teilte der Generalstaatsanwalt in Baku am Mittwoch mit. Die armenische Regierung wies die Angaben umgehend zurück und bestritt einen Angriff.

Laut dem aserbaidschanischen Präsidentensprecher Hikmet Hadschijew nutzten die armenischen Streitkräfte russische Smertsch-Raketen für den Angriff. Hadschijew warf Armenien zudem den Einsatz von international geächteter Streumunition vor. Ziel seien «besonders viele Opfer unter Zivilisten» gewesen. Laut dem Generalstaatsanwalt schlugen die Raketen in einer dicht besiedelten Gegend sowie einem Einkaufsviertel ein.

Eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums nannte die Anschuldigungen «haltlos und falsch». Armenische Truppen hätten keinen Angriff auf Barda ausgeführt.

Armenien streitet Angriffe ab

Die Regierung in Eriwan warf wiederum aserbaidschanischen Streitkräften vor, die Stadt Schuscha in Berg-Karabach bombardiert zu haben. Dabei sei ein Zivilist getötet worden. Darüber hinaus habe es einen Raketenangriff auf eine Geburtsklinik der Hauptstadt Berg-Karabachs, Stepanakert, gegeben.

Ein aserbaidschanischer Soldat zwischen Trümmern in Ganja. (Archivbild) - DPA

Am Dienstag hatten die aserbaidschanischen Behörden vier zivile Todesopfer durch einen armenischen Raketenangriff im Landkreis Barda gemeldet. Eines der Todesopfer war demnach ein Kleinkind. Die Regierung in Eriwan bestritt auch, hinter diesem Angriff zu stecken.

Waffenruhe bisher gescheitert

Ende September war der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die umstrittene Kaukasus-Region Berg-Karabach wieder voll entbrannt. Seit Beginn der Kämpfe wurden nach offiziellen Angaben beider Konfliktparteien bereits mehr als tausend Menschen getötet. Darunter mehr als hundert Zivilisten.

Tatsächlich dürfte die Zahl der Toten noch deutlich höher liegen. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte vergangene Woche von fast 5000 Toten durch die Gefechte gesprochen.

Gemäss dem russischen Präsidenten Wladimir Putin starben im Berg-Karabach-Konflikt bereits rund 5000 Menschen. - Keystone

Versuche der internationalen Gemeinschaft, eine dauerhafte Waffenruhe zu erreichen, waren bisher stets gescheitert. Eine von Russland, Frankreich und den USA vermittelte neue Feuerpause scheiterte bereits kurz nach ihrem Inkrafttreten am Montag.

Stellvertreterkrieg zwischen Türkei und Russland

Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30'000 Toten. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.

Beobachter fürchten, dass sich der Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der Türkei im Kaukasus ausweiten könnte. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt das Nachbarland Aserbaidschan. Russland unterhält gute Beziehungen zu beiden Seiten, gilt aber als die militärische Schutzmacht Armeniens.