Asylanträge in EU auf Vorkrisen-Niveau – aber seit Januar Anstieg

Fast 1,4 Millionen Menschen stellten 2015 einen Asylantrag in der EU. Seitdem sinkt die Zahl kontinuierlich. Seit Januar geht es wieder in eine andere Richtung.

Ein syrischer Pass wird mit einem speziellen Ausweisprüfgerät im neuen Ankunftszentrum für Asylbewerber auf Echtheit geprüft. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • 2018 sind die Asylanträge in Europa weiter deutlich zurück gegangen.
  • Die Zahl der Flüchtlinge liegt allerdings so hoch wie nie zuvor.
  • Das ist unter anderem auf die migrationsfeindliche Politik von Italien zurückzuführen.

Zum siebten Mal in Folge haben in Deutschland so viele Menschen wie in keinem anderen europäischen Land Asyl gesucht. Trotz eines Rückgangs um 17 Prozent beantragten im vergangenen Jahr gut 184 000 Menschen internationalen Schutz in der Bundesrepublik, wie aus dem am Montag in Brüssel veröffentlichten Jahresbericht der EU-Asylbehörde Easo hervorgeht. Die Zahlen berücksichtigen auch Anträge von Menschen, die zuvor schon einmal Asyl beantragt hatten.

Insgesamt ersuchten in den 28 EU-Staaten sowie in Norwegen, der Schweiz, Island und in Liechtenstein im vergangenen Jahr 664 480 Menschen um Asyl. Dies waren 10 Prozent weniger als 2017 und ein Rückgang im dritten Jahr in Folge. 2015 hatte es noch fast 1,4 Millionen Asylanträge gegeben. Nach Easo-Angaben lagen die Zahlen im vergangenen Jahr wieder auf dem Niveau, das vor der grossen Flüchtlingsbewegung erreicht wurde.

Venezolaner warten vor einem Einwanderungsamt auf der Rumichaca-Brücke, nachdem sie die Grenze von Kolumbien nach Rumichaca, Ecuador, überschritten haben. - dpa

Weltweit liegt die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen nach Angaben des UNHCR hingegen so hoch wie nie zuvor in der fast 70-jährigen Geschichte des UN-Flüchtlingshilfswerks. Teddy Wilkin von Easo begründete den Rückgang in Europa damit, dass immer weniger Menschen übers Mittelmeer kämen. Hier betreibt vor allem Italien eine migrationsfeindliche Politik und verwehrt Flüchtlingsbooten die Einfahrt in seine Häfen. In den ersten fünf Monaten 2019 bestätigt sich der rückläufige Trend für Europa allerdings nicht.

Keine faire Verteilung Asylsuchender

Auf eine faire Verteilung Asylsuchender auf alle Länder kann sich die EU seit langem nicht einigen. Länder wie Ungarn und Polen wollen sich nicht dazu verpflichten lassen, Migranten aufzunehmen. Auch deshalb blockiert Italien seine Häfen.

Während die Antragszahlen in Deutschland zurückgehen, gibt es etwa in Frankreich und Griechenland entgegengesetzte Trends. Frankreich verzeichnete 2018 im vierten Jahr in Folge eine Zunahme (rund 120 000 Anträge), in Griechenland stieg die Zahl zum fünften Mal in Folge (77 000). Auch in Zypern (plus 69 Prozent) und Spanien (48) suchen deutlich mehr Menschen Asyl. Deutlich zurückgegangen sind die Zahlen in Italien (minus 53), Rumänien, Estland und Lettland (alle etwa 50).

Eine Flüchtlingsfamilie kommt in der Erstaufnahmeeinrichtung an. - dpa

Zahl der Asylanträge steigt seit Januar

Nach dem europaweiten Rückgang nahm die Zahl der Asylanträge von Januar bis Mai 2019 wieder deutlich auf mehr als 290 000 zu - ein Zuwachs um 11 Prozent zum Vergleichszeitraum 2018.

Die Asylbehörde betont aber, dass die Zunahme keine Trendwende darstelle und monatliche Schwankungen normal seien. Zudem müsse der Zuwachs im Kontext der in den vergangenen Jahren stark gesunkenen Zahlen gesehen werden.