Autorin Ganijewa über Russlands Mediensterben: «Riesige Katastrophe»

Die russische Schriftstellerin und Journalistin Alissa Ganijewa hat ein neues Mediengesetz und das Verschwinden unabhängiger Stimmen in ihrem Land als «riesige Katastrophe» bezeichnet. «Russland wurde mit echter Zensur bedeckt», sagte die 36-Jährige, die vor allem mit Romanen über ihre Heimat Dagestan im Nordkaukasus bekannt wurde, der Deutschen Presse-Agentur. «Das sehen wir schon an der Liste der unabhängigen Medien, die in den letzten Tagen entweder blockiert und geschlossen wurden oder gezwungen waren, nicht mehr über die russische Aggression in der Ukraine zu schreiben.»

dpatopbilder - Wladimir Putin, Präsident von Russland, spricht bei der grossen Pressekonferenz per Video zu Medienvertretern in Moskau. Foto: Aleksey Nikolskyi/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa - sda - Keystone/Pool Sputnik Kremlin/AP/Aleksey Nikolskyi

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele ihrer Freunde, die sich öffentlich gegen den Krieg im Nachbarland ausgesprochen hätten, seien nun inhaftiert, erzählt Ganijewa, die in der Vergangenheit selbst bei regierungskritischen Protesten festgenommen wurde.

Repressionen gegen Medienschaffende seien in Russland zwar nicht neu, betont sie. «Aber es war die Invasion in der Ukraine, die einen Ausgangspunkt bildete für ein schnelles, hyperbeschleunigtes Wachstum von Unterdrückung und Diktatur im Land.»

Kremlchef Wladimir Putin hatte am vergangenen Freitag eine Gesetzesänderung unterschrieben, die unter anderem angebliche «Falschinformationen» über Russlands Armee unter drastische Strafen stellt. Es drohen demnach bis zu 15 Jahre Freiheitsentzug. Zahlreiche kritische Medien wurden in den vergangenen Tagen blockiert oder stellten ihre Arbeit ein, darunter auch der bekannte Radio-Sender Echo Moskwy. Auch Facebook und Twitter sind blockiert.

«Millionen von Menschen, die vergiftet sind durch das starke Gift von Putins Propaganda, bleiben nun ohne Gegenmittel zurück», kritisiert Ganijewa. Für die Zukunft in ihrem Land zeichnet die Autorin von «Eine Liebe im Kaukasus» und «Verletzte Gefühle» ein düsteres Bild: «Ich fürchte, dass wir bald eine schreckliche Wahl treffen müssen: entweder schweigen und unsere eigenen früheren Worte zurücknehmen oder ins Gefängnis gehen oder versuchen, in eine innere Emigration zu gehen, in eine Art Parallelsprache.»