Bei Deutscher Bahn drohen unbefristete Streiks

In Deutschland droht in den Sommerferien Zug-Chaos: Die EVG-Mitglieder sollen an einer Urabstimmung über unbefristete Streiks entscheiden.

Menschen steigen in einen Zug der deutschen Bahn ein. Foto: Jörg Carstensen/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Tarifverhandlungen der Deutschen Bahn und der EVG scheiterten am Mittwoch.
  • Nun sollen die EVG-Mitglieder über einen harten Arbeitskampf entscheiden.
  • Es könnten unbefristete Streiks bevorstehen.

Die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn sind gescheitert. Nun soll die Aussicht auf einen harten Arbeitskampf den Arbeitgeber überzeugen – womöglich mitten in den Sommerferien. Der Bundesvorstand der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat am Donnerstag in Berlin beschlossen: Die Mitglieder sollen in einer Urabstimmung darüber entscheiden.

Die Urabstimmung werde vier bis fünf Wochen in Anspruch nehmen, sagte Gewerkschaftschef Martin Burkert: «Bis dahin sind auch Warnstreiks weiterhin nicht ausgeschlossen.» Den Fahrgästen der Deutschen Bahn und auch der Konkurrenzunternehmen könnten damit unruhige Wochen bevorstehen.

Tarifverhandlungen gescheitert

Am Mittwochabend hatte die Tarifkommission der EVG die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert erklärt. Sie begründete den Abbruch damit: Die von der Bahn angebotene Gehaltserhöhung – nach dpa-Informationen monatlich 420 Euro – sei zu niedrig und komme zu spät. Die dabei vorgesehene Vertragslaufzeit von 27 Monaten sei «deutlich zu lang», hiess es.

Ein Zug an Berlins Hauptbahnhof. - AFP/Archiv

«Wir werden jetzt in die Vorbereitung der Urabstimmung gehen, mit allen damit verbundenen Folgen. Unbefristete Streiks werden dadurch möglich», sagte EVG-Chef Martin Burkert. «Wir sind nach wie vor verhandlungsbereit.» Um zu einem Abschluss zu kommen, müsse die Deutsche Bahn jetzt noch mal «ordentlich nachlegen».

Angesichts der immer noch hohen Inflation erwarteten die Beschäftigten «umgehend» eine kräftige Lohnerhöhung. «Die DB AG wollte aber in einem ersten Schritt nicht mehr als 200 Euro mehr zahlen. Und das auch erst im Dezember.» Das sei zu wenig und zu spät.

«Dass wir unsere Forderung nicht in voller Höhe durchsetzen werden, ist völlig klar. Aber in die Nähe wollen wir schon kommen», sagte Burkert.

Durch den Vorstandsbeschluss von Donnerstag könnten die Sommerferien in mehreren Bundesländern nun durch lange Streiks gestört werden. In Nordrhein-Westfalen haben die Ferien schon begonnen, am 6. Juli folgen Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt.

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Der Tarifkonflikt dauert seit Ende Februar an. Die EVG ging mit dem Ziel einer Festbetragserhöhung von mindestens 650 Euro im Monat in die Gespräche. Oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen. Die Laufzeit sollte nach ihren Vorstellungen ein Jahr betragen.

Die Bahn hat nach eigenen Angaben zuletzt einen hohen Festbetrag in Aussicht gestellt. Ebenso wie eine Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro und weitreichende strukturelle Verbesserungen bei 27 Monaten Laufzeit des Tarifvertrags.