Bilder aus Moria zeigen die prekäre Lage der Migranten

Ein Helfer, der zwei Monate in Moria verbrachte, schildert gegenüber Nau.ch die momentane Situation. Es sehe nicht gut aus für die Migranten auf der Insel.

Das Camp ist vollkommen niedergebrannt. - zVg / Niklas Fischer, MISSION LIFELINE

Das Wichtigste in Kürze

  • Die momentane Situation auf der griechischen Insel Lesbos ist prekär.
  • Hilfsorganisationen hoffen auf Unterstützung von der Regierung.
  • Ein Insider erklärt gegenüber Nau.ch, was auf der Insel läuft.

Die momentane Situation auf der griechischen Insel Lesbos lässt sich gut als «prekär» beschreiben. Denn das Flüchtingscamp Moria steht seit zwei Tagen in Flammen, beinahe alles ist komplett verbrannt. Die knapp 13'000 Migranten mussten nun auch aus dieser Stätte flüchten.

Viele der Migranten sind nun wieder auf der Flucht. - zVg / EuroRelief, Lesvos

Hilfsorganisationen vor Ort stehen vor einem kaum zu überwältigenden Berg an Aufgaben. Die Verantwortungsbereiche der NGOs waren schon vor dem Brand riesig, doch man bleibt den Umständen entsprechend positiv eingestellt.

Zwei der Organisationen schildern gegenüber Nau.ch ihre Erlebnisse seit dem Brand – mit neuen Bildern aus den Camps.

Organisationen vermuten erneuten Aufstand

Alex Steier, Pressesprecher der deutschen «Mission Lifeline» befürchtet, dass es im Verlauf des heutigen Abends nochmals zu Aufständen kommen wird. Denn wie Helfer vor Ort berichten, seien die Strassen immer noch zugesperrt.

«Die Polizei und die Bürgerwehr blockieren die Strassen in die Hauptstadt. Zehntausend Menschen sind nun obdachlos, es ist ein schreckliches Bild», so Steier zu Nau.ch. Die «Mission Lifeline» habe in den letzten Tagen versucht, Lebensmittel an die Flüchtlinge zu verteilen, gelungen ist es jedoch nicht.

Die NGO «Eurorelief» hat in Kooperation mit weiteren Organisationen Mittag- und Abendessen an die Leute verteilt. Kate Mulholland, Sprecherin, meint aber: «Die grösste Gefahr ist, dass die Flüchtlinge kein Dach über dem Kopf haben. Ausserdem greifen wütende Griechen die Mitarbeiter der NGOs an.» Dies erschwere die Arbeit der Hilfsorganisationen enorm.

«Zurzeit sind über 10'000 Leute mit all ihren Habseligkeiten auf der Strasse», so Mulholland. «Sie schlafen, wo sie können. Auf Parkplätzen, Feldern, sogar auf der Strasse.» Die Menschen bräuchten dringend Hilfe.

Bilder zeigen das Ausmass der Katastrophe

Der Schweizer Tim Schoch verbrachte im Sommer zwei Monate als freiwilliger Helfer in Moria. Er steht noch immer im regen Kontakt mit Hilfsorganisationen vor Ort.

«Momentan ist es recht chaotisch, die griechische Regierung hat noch keinen konkreten Plan kommuniziert. Aber wenigstens ist das Camp jetzt wieder auf der europäischen politischen Bühne.»

Das Flüchtlingscamp Moria auf der Insel Lesbos vor dem Brand - zVg / EuroRelief, Lesvos

Ein weiteres Problem sehe er bei der Stimmung der griechischen Bevölkerung. «Ein Grossteil der lokalen Bevölkerung wollte den Flüchtlingen bisher grundsätzlich helfen. Doch langsam scheint die Stimmung zu kippen.»

Schoch hofft, dass die aktuelle Aufmerksamkeit den Flüchtlingen zugutekommt – und nicht etwa rechte Tendenzen der Bevölkerung weiter aufflammen lässt. Wie es aber ausgehen wird, das könne er nicht beurteilen.

Zwei Kinder stehen in dem niedergebrannten Flüchtlingslager Moria. - zVg / EuroRelief, Lesvos

Er steht weiterhin im Austausch mit Flüchtlingen, die er beim Einsatz kennengelernt hat. «Eine Familie mit einem sechsmonatigen Baby schreibt, sie lebe seit dem Feuer auf der Strasse. Sie haben weder Wasser noch Essen erhalten. Eine andere Familie ist an einem Sammelplatz mit hunderten anderen, wo es zwar Essen gab, aber es keine Toiletten gibt.»

Das Flüchtlingscamp Moria ist beinahe vollständig niedergebrannt. - zVg / EuroRelief, Lesvos