Borrell: Rettung aller Ortskräfte aus Afghanistan bis Ende August «unmöglich»
Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hält es für unmöglich, bis Ende August alle Ortskräfte der USA und anderer Nato-Staaten aus Afghanistan auszufliegen.
Das Wichtigste in Kürze
- EU-Aussenbeauftragter kritisiert strenge US-Sicherheitsmassnahmen am Flughafen.
«Die Amerikaner wollen bis Ende des Monats 60.000 Menschen ausfliegen. Das ist mathematisch unmöglich», sagte Borrel am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Er machte die strengen Kontroll- und Sicherheitsmassnahmen des US-Militärs am Kabuler Flughafen mitverantwortlich für die schleppende Evakuierung.
«Das Problem ist der Zugang zum Flughafen», sagte Borrell. «Die Kontroll- und Sicherheitsmassnahmen der Amerikaner sind sehr streng.» Die EU habe sich bei der US-Regierung bereits darüber «beschwert», berichtete der EU-Chefdiplomat. «Wir haben sie gebeten, mehr Flexibilität zu zeigen.» Afghanische Ortskräfte der EU, die das Land verlassen wollten, hätten Schwierigkeiten auf das Flughafengelände zu gelangen.
Borrell schloss sich zugleich den Forderungen mehrerer Nato-Staaten an, den Evakuierungseinsatz des US-Militärs am Kabuler Flughafen über Ende August hinaus zu verlängern. «Wenn die Amerikaner am 31. August abziehen, haben die Europäer nicht die militärische Kapazität, den Militärflughafen zu besetzen und zu sichern, und die Taliban werden die Kontrolle übernehmen», warnte Borrell.
Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt spielen sich seit Tagen dramatische Szenen ab: Unzählige Afghanen versuchen seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban verzweifelt, in den Flughafen und an Bord von Flugzeugen zu gelangen. Am Samstag warteten bei starker Hitze weiter tausende Menschen mit Ausreisepapieren auf Flüge. US-Soldaten hielten zugleich tausende Menschen ohne Papiere davon ab, auf das Flughafengelände zu gelangen.