Britischer Parlamentspräsident John Bercow kündigt Rücktritt an

John Bercow, der Sprecher des britischen Unterhauses kündigte heute überraschend seinen Rücktritt an. Bis spätestens Ende Oktober will er sein Amt abgeben.

Der britische Parlamentspräsident John Bercow. Foto: House Of Commons/PA Wire - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • John Bercow hat heute seinen Rücktritt im Parlament bekannt gegeben.
  • Der Sprecher des britischen Unterhauses will bis Ende Oktober zurücktreten.
  • Seit zehn Jahren hat er das Amt des sogenannten Speaker inne.

Der Sprecher des britischen Unterhauses, John Bercow, will spätestens am 31. Oktober von seinem Amt zurücktreten. Das sagte Bercow heute Montag im Parlament. Sollte davor bereits eine Neuwahl ausgerufen werden, wolle er nicht mehr antreten.

Bercow hatte sich in der Auseinandersetzung um den Brexit zwischen Regierung und Parlament oft für die Rechte der Abgeordneten eingesetzt. Kritiker werfen ihm vor, die Neutralität seines Amts zugunsten der Brexit-Gegner zu verletzen und forderten immer wieder seinen Rücktritt.

Doch Bercow blieb stur. Während seiner Zeit als Sprecher habe er versucht, die relative Autorität des Parlaments zu erhöhen. Dafür werde er sich bei absolut niemandem, nirgedwo und zu keiner Zeit entschuldigen. Dies sagte Bercow am Montag im Parlament.

John Bercow wurde durch «Order!»-Rufe bekannt

«Ordeeeer», «Ordeeeer!» - schallt es bei Sitzungen des britischen Unterhauses durch den Saal. Selbst Kinder, die in den Nachrichten die markanten Ordnungsrufe von John Bercow aufschnappen, ahmen ihn nach. Der Parlamentspräsident hat sich in Großbritannien und anderen Ländern zur Kultfigur gemausert – und spielte im Brexit-Streit eine wichtige Rolle.

Parlamentssprecher John Bercow hat sein Amt seit zehn Jahren inne. - keystone

Bercow will nun nicht nur als Sprecher, sondern auch als Abgeordneter zurücktreten. Er hat das Amt des sogenannten Speaker seit zehn Jahren inne.

Der Familie versprochen

Was war nun der Grund für seine Rücktrittsankündigung? Er habe seiner Familie bei der vergangenen Parlamentswahl versprochen, nicht noch einmal anzutreten, sagte der dreifache Vater.

Und sein Versprechen halte er nun mal ein, so der sichtlich bewegte Bercow. Die Reaktion im Unterhaus: nicht enden wollender Beifall bei seinen Anhängern. Der die Brexit-Hardliner bleibt währenddessen mit verschränkten Armen sitzen.

Bercow selbst – das ist kein Geheimnis – hätte Großbritannien lieber weiter in der Europäischen Union gesehen. Kritik an seinem Verhalten im Unterhaus weist er aber zurück. «Ich habe meine privaten Überzeugungen, aber im Parlament bin ich unparteiisch». Diesen Satz sagte er einmal in einem Interview, das unter anderem in der «Welt» erschien.