Brückenunglück Genua: Wer hat Schuld am Unglück?

Noch ist die Ursache des Brückenunglücks in Genua (IT) noch unklar. Verdächtige gibt es offenbar aber genug.

Mit Baggern und Kränen werden Trümmerteile der teilweise eingestürzten Brücke in Genua (IT) weggeräumt. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Brückenunglück in Genua (IT) suchen Politiker nach den Schuldigen.
  • Die Kritik richtet sich einerseits gegen die Autobahnbetreiber, andererseits gegen die EU.

Während in Genua Rettungskräfte nach dem Brückenunglück immer noch nach Überlebenden unter den Trümmern suchen, brodelt es in der italienischen Politik. Die populistische Regierungspartei «Cinque Stelle» hat die Schuldigen für das Drama in der norditalienischen Stadt offenbar bereits gefunden. So postete der amtierende Verkehrsminister Danilo Toninelli gestern auf Facebook: «Wer die Schuld an dieser Tragödie trägt, wird bestraft. Allen voran müssen die Führungsspitzen von Autostrade per l'Italia abtreten.»

Dabei vergisst der Verkehrsminister offensichtlich, dass gerade seine Partei sich vehement gegen die Verkehrssanierung gewehrt hatte. Schon vor zehn Jahren wollte die Firma Autostrade per l'Italia unter dem Titel «Gronda di Genova» die gesamte Verkehrsinfrastruktur um Genua sanieren und auf das immer grösser werdende Verkehrsaufkommen reagieren. Weil eine Finanzierung aus öffentlicher Hand nicht möglich war, wollte die Firma das Projekt mit eigenem Geld finanzieren und sollte im Gegenzug eine Verlängerung der Konzession erhalten. Dies berichtet die Zeitung «IlSole24ore».

Wie leichtfertig die Populistenpartei mit der Verkehrsinfrastruktur umging, zeigt unter unter anderem Beppe Grillo, Begründer der «Cinque Stelle Bewegung». Er schrieb, dass die Morandi-Brücke noch weitere 50 Jahre ihren Dienst leisten werde. Entsprechende Social-Media-Posts wurden mittlerweile allerdings gelöscht.

Salvini attackiert EU

Neben den Populisten scheint auch Innenminister Matteo Salvini den Sündenbock für das Unglück gefunden zu haben. Er wirft der EU vor, dass ihre Sparmassnahmen für die maroden Bauten in Italien verantwortlich seien. Ein Sprecher der EU-Kommission betonte hingegen, Italien erhalte bis 2020 2,5 Milliarden Euro (3,2 Milliarden Franken) aus dem Europäischen Struktur- und Investitionsfonds für Investitionen ins Strassen- und Schienennetz. Zudem habe die Behörde im April Pläne zur Verlängerung zweier Autobahnkonzessionen sowie eine Obergrenze für die Mautgebühren auf diesen Autobahnen genehmigt. Dies solle Investitionen von rund 8,5 Milliarden Euro ermöglichen – unter anderem in der Region von Genua.

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Nau - Der Tag nach dem Unglück - so ist die Lage in Genua.