Alle Todesopfer vom Venedig-Busunglück identifiziert

Bei einem schweren Busunglück in Venedig sind mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen, auch ein Baby. Jetzt sind Überwachungsbilder aufgetaucht.

Blumen an der Unglückstelle des Busunglücks, das 21 Todesopfer forderte. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Venedig kam es am Dienstagabend zu einem schweren Busunglück.
  • Mindestens 21 Menschen sind tot, zahlreiche weitere wurden verletzt.
  • Unter den Toten befinden sich demnach auch Minderjährige, darunter ein Baby.
  • Es soll sich um einen Shuttlebus eines Campingplatzes gehandelt haben.
  • Es waren Touristen verschiedener Nationalitäten an Bord.

Im Touristen-Hotspot Venedig (I) kam es am Dienstagabend zu einem schweren Verkehrsdrama. Ein Bus hat die Brüstung einer Hochstrasse durchbrochen und ist von einer Brücke rund 15 Meter in die Tiefe gestürzt. Der hybrid-betriebene Bus mit rund 40 Personen an Bord stürzte auf Gleise und fing unmittelbar nach dem Aufprall Feuer.

Alle Todesopfer identifiziert

Mindestens 21 Menschen sind bei dem Unglück gestorben, gab der Präsident der Region Venetien an.

Der Präfekt von Venedig, Michele di Bari, gab bekannt, dass alle Opfer des Busunglücks identifiziert worden sind. Es handelt sich um neun Ukrainer, vier Rumänen, drei Deutsche, einen Italiener (den Fahrer), einen Kroaten, zwei Portugiesen und einen Südafrikaner, so «Rai News».

Unter den Toten ist ein männliches Kleinkind und ein 11-jähriges Mädchen. und eine Mutter aus Österreich, deren beiden Kinder (13 und 3 Jahre alt) den Unfall mit leichten Verletzungen überlebt haben.

Aufklärung über die Unfallursache erhoffen sich die Ermittler von Überwachungskameras, die an der Stelle den Verkehr im Blick haben. - dpa

Fünf Personen sollen schwer verletzt sein. Am schlimmsten stehe es um eine Dreijährige. Sie hat schwerste Verbrennungen am ganzen Körper und ihr Zustand habe sich letzte Nacht nicht verbessert.

Alte Leitplanke nicht das Problem

Eine Überwachungskamera soll das Unglück festgehalten haben. «Nach dem, was ich von den Bildern gesehen habe, sieht man, dass der Bus mit weniger als 50 km/h kommt», erklärt Massimo Fiorese, Chef des Busunternehmens La Linea Spa gegenüber «LaPresse». «Man sieht, dass die Bremslichter aufleuchten, also hat er gebremst.»

Dann sei ebenfalls zu sehen, wie der Bus gegen die Leitplanke «lehne», umkippt und darüber hinabstürzt. Entgegen der Vorwürfe der Vereinigung für Verkehrsopfer soll die alte Leitplanke nicht für das Unglück verantwortlich gewesen sein. Gemäss Verkehrsminister Matteo Salvini «handelte es sich nicht um ein Leitplankenproblem».

Überreste der Leitplanke bei dem Busunglück in Venetien. - keystone

Er spekuliert stattdessen über die Lithiumbatterien des Elektrofahrzeugs. Auch die Staatsanwaltschaft teilte am Nachmittag mit, beim Aufprall des Busses sei es zu einem «Gasaustritt» aus diesen Batterien gekommen. Inwiefern dies für den Tod der Passagiere verantwortlich war, ist unklar.

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Erlitt Busfahrer einen Schwächeanfall?

Das Unglück ereignete sich laut Feuerwehr gegen 19.45 Uhr, rund eine Stunde nach Sonnenuntergang, im Stadtteil Mestre. Die Stadt hatte sofort das Notfallprotokoll für «schwere Notfälle» aktiviert, welches die gesamten Rettungskräfte des Einzugsgebietes mobilisiert. Die Bahnlinie zwischen Mestre auf dem Festland und der berühmten Lagunenstadt Venedig wurde unterbrochen.

Die genauen Umstände des Unglücks sind bislang unklar. Der Weg des Busses werde überprüft, eventuelle Hinweise könnte die Beschaffenheit der Strassenoberfläche liefern, hiess es von ermittelnden Polizisten vor Ort. Mehrere italienische Medien vermuten, dass der Fahrer des Busses einen Schwächeanfall erlitten haben könnte.

Bei dem Bus handelte es sich laut Medienberichten um einen Shuttlebus eines Campingplatzes. - X

Die Feuerwehr schloss nach eigenen Angaben die Untersuchung des Innenraums des Fahrzeugs noch am Abend ab. Die Einsatzkräfte seien allerdings noch beschäftigt, zu prüfen, ob sich unter dem Buswrack noch Menschen befinden, hiess es. Später wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft die Untersuchungen übernimmt.

Auch der Zustand der 70 Jahre alten Brücke soll überprüft werden. Aufklärung erhoffen sich die Ermittler von Überwachungskameras, die an der Stelle den Verkehr im Blick haben.

Junge deutsche Touristen: «Schreckliche Tragödie»

Bei dem Fahrzeug handelte es sich um den Shuttlebus eines Campingplatzes im Stadtteil Marghera. An Bord waren Tagesurlauber, die am Abend aus der Altstadt zurück aufs Festland wollten. Das Unglück ereignete sich etwa drei Kilometer vor dem Ziel. Der Fahrer hatte mehrere Jahre Berufserfahrung.

«Wir sollten den nächsten Bus nehmen. Aber der kam nicht. Und dann haben wir es gehört», erzählten junge deutsche Touristen, die ebenfalls auf dem Campingplatz waren, im Fernsehen. «Es ist eine Tragödie.»

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zeigte sich nach dem Busunglück bestürzt. «Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden. Ich stehe in engem Kontakt mit Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro und Innenminister Matteo Piantedosi, um die Nachrichten über diese Tragödie zu verfolgen», sagte Meloni laut einer Mitteilung.

Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, sprach von einer «schrecklichen Tragödie», die seine Stadt am Abend heimgesucht habe. «Eine apokalyptische Szene, es gibt keine Worte», so Brugnaro in einem Post auf der Online-Plattform X (vormals Twitter).