Corona-Folgen für Merck KGaA spürbar

Die Merck KGaA bekommt die Folgen der Coronakrise zu spüren. Die maue Nachfrage der Auto- und Kosmetikbranche macht sich beim Chemiekonzern bemerkbar.

Eine Person läuft am Logo des Pharmakonzerns Merck vorbei. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Krise bereitet auch dem Pharma- und Chemiekonzern Merck mehr Probleme.

Auch der Darmstädter (D) Dax-Konzern kann sich den Folgen der Pandemie nicht entziehen. Einen zweiten Lockdown erwartet die Merck KGaA im Jahresverlauf aber nicht mehr - und gibt sich etwas optimistischer.

Nach einem starken Jahresstart verlangsamte sich das Wachstum im zweiten Quartal deutlich.

So bekam Merck etwa ein schwächeres Geschäft mit Fruchtbarkeitsbehandlungen sowie eine maue Nachfrage der Auto- und Kosmetikbranche zu spüren. Dafür zahlten sich die Übernahmen in den USA aus. Konzernchef Stefan Oschmann zeigte sich gleichwohl etwas zuversichtlicher und schloss nun einen Rückgang des Betriebsgewinns im Jahresverlauf aus. «Wir legen die Latte etwas höher», sagte er am Donnerstag in Darmstadt.

Merck KGaA rechnet nicht mit grossflächigen Lockdowns

Während die Corona-Pandemie in China ihren Höhepunkt überschritten habe, sei eine wirtschaftliche Erholung in den USA und Europa zu erwarten. Dies sagte Oschmann.

Der Schriftzug des Pharma- und Chemiekonzerns Merck KGaA steht vor dem Innovationszentrum des Unternehmens. (Archivbild) - Keystone

Dabei rechnet er mit lokalen Anstiegen der Infektionen. Aber nicht mit grossflächigen Lockdowns, die Merck im April und Mai hart trafen. Das heisse nicht, dass nun alles wieder gut sei, betonte Oschmann. «Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei.»

Im zweiten Quartal stieg der Umsatz von Merck um 3,7 Prozent auf gut 4,1 Milliarden Euro. Das war vor allem den Übernahmen des US-Halbleiterzulieferers Versum Materials und des kalifornischen Materialspezialisten Intermolecular geschuldet. Aus eigener Kraft ging der Erlös um 2,5 Prozent zurück.

Laborsparte konnte zulegen

Mit den Zukäufen will sich die Merck KGaA auf die Elektronikindustrie ausrichten. Dort sieht Oschmann im Trend zu vernetzten, Industrie und immer leistungsfähigeren Prozessoren Chancen. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) sank von April bis Juni um 5,7 Prozent auf gut eine Milliarde Euro.

Die Corona-Krise bekam Merck vor allem bei Arzneien mit einem Umsatzrückgang von fast elf Prozent zu spüren. Einen deutlichen Knick gab es bei Fruchtbarkeitstherapien, da viele Kliniken geschlossen blieben. Neue Mittel gegen Multiple Sklerose und Krebs konnten dagegen zulegen, und auch Diabetes-Arzneien blieben gefragt.

Die Laborsparte konnte abermals zulegen, etwa im Geschäft rund um Produkte und Dienstleistungen für die Arzneiherstellung. Im Geschäft mit akademischen Kunden musste Merck jedoch abermals einen Rückgang verkraften, weil viele Forschungseinrichtungen geschlossen blieben.

Management erwartet Gewinn um 4,5 Milliarden Euro

Die Spezialmaterialien konnten ihre Erlöse dank der Zukäufe in den USA um fast 40 Prozent steigern. Allein betrachtet, sank der Umsatz kräftig. Hier war vor allem die schwache Nachfrage aus der Auto- und Kosmetikindustrie zu spüren.

Die Merck KGaA stellt Pigmente etwa für Auto- und Nagellacke her und leidet unter den mauen Geschäften seiner Kunden. Zudem steht seit langem das Geschäft mit Flüssigkristallen etwa für Smartphone-Displays unter Druck durch die Konkurrenz aus Asien.

Merck hatte schon wegen der Pandemie die Prognosen gekürzt. Nun erwartet das Management einen Betriebsgewinn (bereinigtes Ebidta) von 4,45 bis 4,85 Milliarden Euro. Nach rund 4,4 Milliarden im Vorjahr werden Rückgänge also nicht mehr erwartet. Den Umsatz sieht Merck 2020 bei bis zu 17,7 Milliarden Euro nach 16,2 Milliarden im Vorjahr.