Dutzende Verletzte bei Demonstrationen in Armenien

Wegen der Niederlage um Bergkarabach kommt es in Armenien zu Protesten mit Zusammenstössen und Verletzten. Es wird der Rücktritt der Regierung gefordert.

In Armenien kommt es zu Protesten mit Verletzten und Festnahmen. - keystone

Bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizei sind in der Republik Armenien im Südkaukasus Dutzende Menschen verletzt worden. Die Menge warf Steine und Flaschen auf die Polizisten, diese setzten Blendgranaten ein, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochabend vor Ort berichtete. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Eriwan mussten 55 Personen ärztlich behandelt werden. Die Zahl könne aber noch steigen.

Die Polizei hat vorläufigen Angaben nach mehr als 80 Personen festgenommen. Vor dem Hintergrund der Niederlage um die Region Bergkarabach fordern die Demonstranten den Rücktritt von Regierungschef Nikol Paschinjan.

Wortführer ruft zu Streik auf

Die Proteste halten seit Wochen an. Als Wortführer der Aktionen gegen die Regierung gilt der Erzbischof von Tawusch, Bagrat Galstanjan, der unter anderem Streiks und die Lahmlegung des Verkehrs in der Republik gefordert hat, um die Regierung zum Rücktritt zu zwingen.

Armenien steckt in einer schweren politischen Krise, nachdem das Land im vergangenen Herbst die Auseinandersetzung mit dem hochgerüsteten ölreichen Aserbaidschan um die Konfliktregion Bergkarabach verloren hat und mehr als 100'000 ethnische Armenier von dort ins Mutterland fliehen mussten. Zudem hält Baku den militärischen Druck auf Eriwan aufrecht und fordert weitere Gebiete.

Regierungschef macht Vorwürfe gegen Russland

Paschinjan hat die Bereitschaft angedeutet, im Gegenzug für einen Friedensvertrag die Kontrolle über mehrere Grenzdörfer an das Nachbarland zu übergeben. Viele Armenier lehnen territoriale Zugeständnisse an den als Erzfeind empfundenen Nachbarn strikt ab.

Paschinjan musste sich am Mittwoch im Parlament einer Anhörung stellen. Dabei erhob er schwere Vorwürfe gegen das von Moskau geführte Militärbündnis Organisation des Vertrags für kollektive Sicherheit (OVKS). Mitglieder der Allianz, der auch Armenien angehört, hätten, statt Eriwan zu helfen, Baku in seinen Planungen für den Eroberungsfeldzug unterstützt, sagte er. Dabei deutete er auch einen möglichen Austritt Armeniens aus der OVKS an. Die Mitgliedschaft in dem Bündnis ruht seit Monaten – die Beziehungen zur einstigen Schutzmacht Russland kriseln.