Ehemaliger IWF Chef Rodrigo Rato tritt Haftstrafe an
Der wegen Unterschlagung zu viereinhalb Jahren Haft verurteilte IWF-Direktor Rodrigo Rato hat seine Haftstrafe angetreten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Bankenskandal in Spanien muss der nächste Verurteilte ins Gefängnis.
- Rodrigo Rato, Ex-IWF-Chef, trat heute Donnerstag seine viereinhalb-jährige Haftstrafe an.
- Das Verfassungsgericht muss noch über Ratos Einspruch entscheiden.
Der 69-jährige Rodrigo Rato, ehemaliger Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), ging heute Donnerstag ohne Begleitung und mit zwei grösseren Reisetaschen ins Gefängnis von Soto del Real rund 40 Kilometer nördlich von Madrid. Einen Antrag Ratos, den Haftantritt bis zu einer Entscheidung des Verfassungsgerichts zu verschieben, hatte der Nationale Staatsgerichtshof am Mittwoch abgewiesen.
Rato war im Februar 2017 vom Nationalen Staatsgerichtshof in Madrid in einer «Selbstbedienungsaffäre» um die Grossbank Bankia neben 63 weiteren Beschuldigten verurteilt worden. Das Urteil war erst Anfang des Monats vom Obersten Gericht bestätigt worden.
Obwohl er gegen die Entscheidung auch beim Verfassungsgericht Einspruch erhoben hatte, sagte Rato heute Donnerstag vor dem Gefängnis zu Journalisten: «Ich akzeptiere meine Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft und gestehe meine Fehler ein.» Er bat um Entschuldigung.
Korruptionsnetzwerk aufgebaut
Der Ex-Wirtschaftsminister – zwischen 2004 und 2007 IWF-Direktor – hatte von 2010 bis 2012 die Sparkasse Caja Madrid und anschliessend die aus der Fusion der Caja mit mehreren Geldhäusern hervorgegangene Bankia geleitet. Die spanische Justiz sieht es als erwiesen an, dass Rato und Dutzende Führungskräfte private Ausgaben mit Kreditkarten der finanziell angeschlagenen Banken beglichen haben. Bankia musste 2012 mit Staatsgeldern von über 23 Milliarden Franken vor dem Zusammenbruch bewahrt werden.
Als Chef der Geldhäuser soll Rato das Korruptionsnetzwerk zusammen mit seinem ebenfalls verurteilten Vorgänger Miguel Blesa aufgebaut haben. Top-Manager, aber auch Gewerkschafter und Politiker, die im Aufsichtsrat sassen, sollen jahrelang mit «schwarzen Firmenkarten» unter anderem Kleidung, Restaurantbesuche, Schmuckstücke und Reisen bezahlt haben.
Das Geld soll zudem nicht als Einkommen deklariert und auch nicht versteuert worden sein. Dadurch sollen dem Fiskus rund 14 Millionen Franken entgangen sein.
Gegen Rato wird auch wegen Geldwäsche und Steuerbetrugs ermittelt. Er muss sich ausserdem gegen den Vorwurf des Betrugs und der Bilanzfälschung beim Börsengang von Bankia im Jahr 2011 wehren.