Ende der Maskenpflicht? - Disput über Mund-Nasen-Schutz

An Menschen mit selbstgenähten, OP- und später FFP2-Masken zum Schutz vor Corona-Infektionen hat man sich gewöhnt. Doch mit sinkender Inzidenz wird der Sinn des Mund-Nasen-Schutzes hinterfragt.

Ein mit orangen Klebeband durchgestrichenes Schild steht in der Münchner Innenstadt am Strassenrand. Die weitgehende Aufhebung der Maskenpflicht in Dänemark befeuert auch in Deutschland die Diskussion über den Sinn des Mund-Nasen-Schutzes. Foto: Peter Kneffel/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die weitgehende Aufhebung der Maskenpflicht in Dänemark von diesem Montag an befeuert auch in Deutschland die Diskussion über den Sinn des Mund-Nasen-Schutzes.

«Bei den fallenden Inzidenzen sollten wir gestuft vorgehen: In einem ersten Schritt kann die Maskenpflicht draussen grundsätzlich entfallen», sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

In Regionen mit sehr niedriger Inzidenz und einer hohen Impfquote könne die Pflicht nach und nach auch drinnen entfallen. «Als Empfehlung bleibt in jedem Fall eine einfache Regel: im Zweifel mit Maske - besonders beim Reisen und bei Treffen in Innenräumen», betonte der CDU-Politiker.

Dänemarkt hebt Maskenpflicht weitgehend auf

In Dänemark wird ab heute die Pflicht zum Tragen einer Maske für fast alle Bereiche des öffentlichen Lebens aufgehoben. Einzige Ausnahme davon bleibt der öffentliche Nahverkehr - dort aber auch nur, wenn man nicht sitzt.

Von FDP und AfD kamen am Wochenende Forderungen nach einer kompletten Aufhebung. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hatten dies draussen für möglich, nicht aber in Innenräumen. «Ich kann mir gut vorstellen, dass wir die Maskenpflicht da, wo sie überhaupt noch besteht draussen, entfallen lassen», sagte Dobrindt in der ZDF-Sendung «Berlin direkt». Für Innenräume rate er zur Vorsicht.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) rief die Länder auf zu klären, ob und wo eine Maskenpflicht noch verhältnismässig sei. Besonders für Schüler, die Masken stundenlang im Unterricht tragen müssen, sei dies eine Belastung, hatte sie der «Bild am Sonntag» gesagt.

Die Corona-Infektionszahlen sind in den vergangenen Wochen stark gesunken. Zugleich sind immer mehr Menschen in Deutschland gegen das Virus geimpft. Mehr als 40 Millionen Menschen haben mindestens eine Impfung erhalten, das Land nähert sich damit der 50-Prozent-Marke. Den vollständigen Impfschutz haben mehr als 21 Millionen Bürger, mehr als jeder Vierte. Zwei Drittel der Impfungen wurden laut Robert Koch-Institut in Impfzentren verabreicht, ein Drittel in Arztpraxen.

Zukunft der Impfzentren im politischen Fokus

Wie es mit den Impfzentren weitergehen soll, wollen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beraten. Der Deutsche Städtetag will sie längerfristig offen halten, der Hausärzteverband zweifelt daran und verweist auf deutlich höhere Kosten der Zentren.

«Impfzentren sind sehr teuer», sagte auch der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, der «Augsburger Allgemeinen». Sie seien geschaffen worden, um die Hausärzte von der Bürokratie - etwa der Priorisierung - zu entlasten und eine gerechte Verteilung des knappen Impfstoffs zu gewährleisten. Wenn es genug Impfstoff gebe und die Bürokratie wegfalle, könnten in den meisten Regionen die niedergelassenen Haus- und Fachärzte die Impfungen «hervorragend übernehmen». Alles stehe und falle mit ausreichenden Impfstoffmengen.

Ähnlich sieht das die FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus. Die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass die Ärzte mehr und zuverlässig Impfmittel erhalten. «Dann können die Impfzentren demnächst auch auslaufen», sagte sie der «Augsburger Allgemeinen». Der SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach entgegnete in derselben Zeitung, Deutschland könne sehr schnell wieder auf die Einrichtungen angewiesen sein. Impfzentren seien auch eine Anlaufstelle für alle, die keinen Hausarzt haben und könnten eine wichtige Säule für eventuelle Nachimpfungen im Herbst sein. Dieses Argument führte auch der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz und bayerische Ressortchef Klaus Holetschek (CSU) ins Feld. «Ich denke, die Impfzentren sollten auf jeden Fall bis Ende des Jahres beibehalten werden», sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.