EU-Pläne: Wolfsschutz soll gelockert werden

Plänen der EU-Kommission zufolge soll der Wolf bald seinen Status als «streng geschütztes» Tier verlieren. Entsprechend wäre die Jagd unter Bedingungen erlaubt.

Der Wolf könnte seinen Status als streng geschütztes Tier verlieren. (Archivbild) - keystone

Die Europäische Kommission will die strengen Schutzregeln für Wölfe lockern. Man schlage vor, den Status des Wolfs von «streng geschützt» auf «geschützt» herabzusenken, teilte die Brüsseler Behörde am Mittwoch mit. Dies würde es erlauben, die Jagd auf Wölfe zu genehmigen, wenn dadurch nicht der Erhalt von Populationen gefährdet wird.

Wolf als Gefahr für Nutztiere

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte zu dem Vorstoss, die Rückkehr des Wolfs sei eine gute Nachricht für die Artenvielfalt in Europa. Die Dichte der Wolfsrudel in einigen europäischen Regionen sei inzwischen jedoch zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung.

Von der Leyen berief sich dabei auf eine gleichzeitig veröffentlichte Analyse, die zeigt, dass die Wolfspopulationen in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich zugenommen haben und immer grössere Gebiete besiedeln. Demnach gibt es mittlerweile mehr als 20 000 Wölfe mit meist wachsenden Populationen und expandierenden Streifgebieten sowie Rudel mit Welpen in 23 Mitgliedstaaten.

Deutsche Haltung unklar

Mit dem Vorschlag für ein Herabsetzen des Schutzstatus für Wölfe kommt die EU-Kommission insbesondere den Forderungen von Nutztierhaltern und Landwirten nach. Diese verweisen seit langem auf zunehmende Probleme.

Ob die deutsche Regierung den Vorstoss unterstützt, blieb am Mittwoch zunächst unklar. Umweltministerin Steffi Lemke hatte sich Anfang des Jahres noch klar gegen die Absenkung des Schutzstatus für Wölfe ausgesprochen und unter anderem darauf verwiesen, dass der Abschuss von einzelnen auffälligen Wölfen auch heute schon unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist.

Breite Zustimmung nötig

Um den Vorschlag der EU-Kommission umzusetzen, müssten ihm in einem ersten Schritt mindestens 15 der 27 EU-Staaten zustimmen. Gleichzeitig müssen diese allerdings auch zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU repräsentieren. Im nächsten Schritt müsste der Vorschlag dann auch noch den anderen Vertragsparteien des sogenannten Berner Übereinkommens vorgelegt werden.

Dieses soll in ganz Europa und darüber hinaus die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume sichern.

Wolf riss von-der-Leyen-Pony

Kommissionspräsidentin von der Leyen zeigte sich am Mittwoch optimistisch, dass man Lösungen finden könne, um nicht nur die biologische Vielfalt, sondern auch die Lebensgrundlage der Landbevölkerung zu schützen.

Die Politikerin hat in der Vergangenheit selbst eine traurige Erfahrung mit einem Tier gemacht. Im September 2022 riss ein Grauwolf in ihrer Heimat in Niedersachsen ihr 30 Jahre altes Pony Dolly.