EU warnt: Immer mehr Kinder arbeiten für Drogen-Gangs

Immer mehr Kinder und Jugendliche werden in Europa von Drogen-Gangs ausgenutzt. Die EU warnt und vergleicht ihr Schicksal mit dem von Kindersoldaten.

Organisiertes Verbrechen verläuft oft über Häfen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die EU will mit einer Reihe von Massnahmen gegen den Kokainschmuggel vorgehen.
  • Vor allem soll verhindert werden, dass Minderjährige von Gangs ausgenutzt werden.
  • Eine EU-Kommissarin vergleicht ihr Schicksal mit dem von «Kindersoldaten».

Die Europäische Union hat eine Reihe von Initiativen gestartet, um den Kokainschmuggel einzudämmen. Sie warnt davor, dass dafür vermehrt junge Menschen für von Drogenbanden ausgenutzt werden.

Kinder und Jugendliche würden gezwungen, im Auftrag der Kartelle zu töten und verstümmeln. «Sie werden radikalisiert und darauf vorbereitet, Morde zu begehen», sagt EU-Kommissarin Ylva Johansson. Sie vergleicht das Schicksal der Betroffenen mit dem von «Kindersoldaten», wie der «Guardian» schreibt.

Teenies lassen Kinder Drogen verticken

Als Beispiel nennt die Schwedin einen Fall aus ihrer Heimat. Erst kürzlich wurde in Stockholm ein 16-Jähriger in Zusammenhang mit dem Mord an zwei Frauen verhaftet. Sie wurden kaltblütig getötet, während sich Kinder im selben Haus befanden.

Der Teenager war im Besitz einer Waffe, die auch mit einem weiteren Mord in Verbindung gebracht werden konnte. «Das ist nur der jüngste in einer Serie von Morden, die von Kindern ausgeführt wurden», so Johansson.

In Schweden steigt die Zahl der 15- bis 17-Jährigen, die wegen Mords oder Mordversuchs strafrechtlich verfolgt werden. Aktuell befindet sie sich auf dem höchsten Stand seit 2019.

Nur innerhalb der ersten sechs Monate dieses Jahres gab es 42 Tatverdächtige in diesem Alter. 2022 waren es über das ganze Jahr 38, wie die deutsche Zeitung «der Freitag» kürzlich berichtete.

Anwalt Jugendkriminalitäts-Experte Evin Cetin sagt, er habe 22-Jährige getroffen, die bereits seit zehn Jahren im Drogenhandel arbeiten. In Schweden käme es oft vor, dass Teenager grössere Mengen an Kokain kaufen und es dann jüngere Kinder verkaufen lassen. «Ich konnte 18-Jährige treffen, die 40 Kinder unter sich hatten, von denen Drogen vertrieben wurden», so Cetin.

EU will Rekrutierung von Kindern unterbinden

Die EU möchte nun Strategien stärken, um die Rekrutierung von Kindern durch kriminelle Banden zu unterbinden. So soll etwa besser auf Frühwarnzeichen wie Ladendiebstahl oder Schulabbruch geachtet werden.

Zudem soll ein neues Drogen-Alarmsystem entwickelt werden. Es soll die Behörden der europäischen Länder schnell über neue Drogen informieren, die auf den Markt kommen.

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Mit diesen Massnahmen geht es einerseits darum, die Gewalt im Drogenmilieu einzudämmen. Denn aktuell gibt es gemäss dem «Guardian» bei der Hälfte aller Morde in der EU eine Verbindung mit Drogen. Zudem wächst die Angst vor noch gefährlicheren synthetischen, in Labors hergestellten Drogen.