EU will Vergabe von Visa an Russen einschränken
Die EU-Kommission betont mögliche Sicherheitsbedenken im Umgang mit russischen Bürgern, die einreisen wollen: Deshalb will sie die Visavergabe einschränken.
Das Wichtigste in Kürze
- Die EU möchte die Visa-Vergabe an russische Staatsbürger noch weiter einschränken.
- Sie verweist im Hinblick auf die Teilmobilisierung auf mögliche Sicherheitsrisiken.
Die EU-Kommission betont mögliche Sicherheitsrisiken im Umgang mit russischen Kriegsdienstverweigerern und anderen Russen, die in die Europäische Union einreisen wollen. Vor diesem Hintergrund empfahl die Brüsseler Behörde den EU-Staaten am Freitag, ihre Visa-Vergabe weiter einzuschränken.
«Wir befinden uns in einer ernsten Situation, was die Bedrohung der Sicherheit angeht», sagte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson. Sie verwies etwa auf die russische Teilmobilisierung, die Annexion ukrainischer Gebiete und Moskaus jüngste Drohungen.
Wie von den EU-Staaten gefordert, legte die Schwedin aktualisierte Leitlinien für die Visa-Vergabe an Russen vor. Johansson zufolge sollten die EU-Staaten mögliche Sicherheitsrisiken bei der Visa-Vergabe an Russen noch gründlicher prüfen als bisher. Wegen der Teilmobilisierung würden viele Russen das Land verlassen.
Falls ein Russe länger als 90 Tage in der EU bleiben wolle, solle ihm das Schengen-Visum verwehrt bleiben. Dieser könne sich stattdessen für ein Langzeitvisum oder eine Aufenthaltsgenehmigung bewerben. Zudem solle es für Russen nicht mehr möglich sein, in einem Nachbarland Russlands wie Georgien ein Kurzzeitvisum zu beantragen.
Einschränkungen sollen für Dissidenten und Journalisten nicht gelten
Für Dissidenten oder Journalisten solle es derlei Einschränkungen nicht geben. Auch solle das Recht, einen Asylantrag zu stellen, nicht eingeschränkt werden. Zudem betonte Johansson, dass bestehende Visa auch bei einer möglichen Bedrohung noch aufgehoben werden können.
In der EU ist jüngst eine Debatte darüber ausgebrochen, ob Kriegsdienstverweigerer aufgenommen werden sollten. Dies vor dem Hintergrund der russischen Teilmobilisierung im Krieg gegen die Ukraine.
Einige Staaten haben die Grenzen bereits geschlossen
Zwar dringen die EU-Staaten auf eine einheitliche Linie, ihre Positionen liegen zum Teil jedoch weit auseinander. Die deutsche Bundesregierung stellte Deserteuren Asyl in Aussicht. Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie Polen und die Slowakei lehnen deren Aufnahme beispielsweise ab. Sie verweisen sowohl auf sicherheitspolitische als auch auf moralische Gründe.
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Schon jetzt halten die baltischen Staaten und Polen ihre Grenzen für Russen geschlossen. Auch mit Schengen-Visum dürfen diese für touristische Aufenthalte, Sport- und Kulturveranstaltungen für sowie Geschäftsreisen nicht mehr einreisen. Finnland führte in der Nacht zum Freitag eine ähnliche Regel ein.
Die Zahl der Russen, die in die EU gekommen sind, ist im Wochenvergleich um 30 Prozent auf 66'000 gestiegen. Dies ist Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex zu entnehmen. Die meisten von ihnen seien über Finnland und Estland eingereist.