Europa sieht sich für mögliche zweite Corona-Welle gerüstet

Schwappt eine zweite Corona-Welle über Europa? Mitten in der Urlaubszeit will die Politik ein derartiges Szenario nicht ausschliessen.

Menschen tragen Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gesundheitsminister Jens Spahn ist der Meinung, man werde die zweite Welle kommen sehen.
  • Die EU-Staaten wollen bei der Bekämpfung der Pandemie mehr kooperieren.
  • Europa soll sich auch von China unabhängiger machen.

Europa ist nach Einschätzung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf eine mögliche zweite Corona-Welle vorbereitet. «Eine zweite Welle, die ausdrücklich nicht ausgeschlossen ist, wird nicht plötzlich kommen.» Das sagte Spahn am Donnerstag in Berlin.

«Sondern wenn, würden wir sie kommen sehen, dann nämlich, wenn wir testen und wachsam und aufmerksam sind», sagte Spahn. «Das sind wir in allen 27 Mitgliedstaaten.»

Die Pandemie sei – «Stand heute» – in Europa zwar weitestgehend unter Kontrolle. «Wir sehen aber auch, wie schnell es wieder zu Ausbrüchen kommen kann (...), wenn wir an bestimmten Stellen unvorsichtig sind», sagte Spahn.

Ballerman-Parties führten zu Empörung

Am Wochenende hatte hemmungsloses Feiern auf Mallorca für Empörung gesorgt. Spahn sagte, die EU-Länder wappneten sich mit umfangreichem Testen, Schutzausrüstung, Schutzmasken und Expertise.

In der Corona-Krise wollen die EU-Staaten auch grundsätzlich enger bei der Seuchenbekämpfung zusammenrücken. So soll das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten zu einer wirkungsvolleren Instanz in der Seuchenbekämpfung werden.

Das Robert Koch-Institut. - dpa-infocom GmbH

Dieses EU-Zentrum entspricht dem Robert Koch-Institut in Deutschland. Noch während der laufenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft solle eine Erweiterung des rechtlichen Mandats des ECDC angegangen werden.

Europa soll auch unabhängiger von der Produktion wichtiger Arzneimittel und Medizinprodukte etwa in China werden. Spahn sagte, es gehe unter anderem um Medikamente für die Intensivmedizin. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides kündigte dafür einen Schwerpunkt einer europäischen Arzneimittelstrategie an. Instrumente könnten laut Spahn etwa Investitionszuschüsse oder Abnahmegarantien für Hersteller sein.

Mehr Haushaltsmittel und Personal

Zur Erreichung dieser Ziele machte sich Spahn für mehr EU-Haushaltsmittel und Personal in den entsprechenden Bereichen stark. Es gelte, europäische Gemeinschaftsgüter zu schaffen.

Nach Angaben von EU-Kommissarin Kyriakides sind elf Staaten dabei, eine Corona-Warn-App ähnlich wie in Deutschland einzuführen. Allerdings gebe es dabei teils unterschiedliche Ansätze, räumte Spahn ein. So habe Frankreich eine zentral, Deutschland eine dezentral funktionierende App. Angesichts grenzüberschreitender Reisen sei nun die Herausforderung, die Apps interagieren zu lassen.