EZB-Vertreter sehen Zinsgipfel nicht unbedingt erreicht

EZB-Experten prophezeien, dass es zu weiteren Leitzinsanstiegen kommen könnte – die durchschnittliche Inflation im EU-Raum sei noch zu hoch.

Ein Foto der EZB in Frankfurt am Main: Mit den wiederkehrenden Zinsanhebungen versucht sie gegen die Inflationsrate in Deutschland und dem Rest Europas vorzugehen. - keystone

Vertreter der Europäischen Zentralbank schliessen eine weitere Zinserhöhung im Kampf gegen die Inflation nicht aus. Man könne «nicht unbedingt» sagen, dass die jüngste Phase der Leitzinserhöhungen ihren Höhepunkt erreicht habe, sagte EZB-Direktor Frank Elderson in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Market News International.

Es gebe viele Unsicherheiten. Daher seien Zinsentscheidungen von Konjunkturdaten abhängig. Elderson bekräftigte damit Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach der jüngsten Zinsentscheidung.

Inflation soll auf zwei Prozent gedrückt werden

Die Notenbank hatte Mitte des Monats die Leitzinsen zum zehnten Mal in Folge angehoben – mit dem Ziel, die Inflation wieder auf die angestrebte Marke von mittelfristig zwei Prozent zu drücken.

Im August lag sie bei 5,3 Prozent. Am Freitag stehen neue Preisdaten für September auf dem Programm, wobei am Markt ein Rückgang der Jahresrate auf 4,5 Prozent erwartet wird. Zahlen für Deutschland werden bereits am Donnerstag veröffentlicht.

EZB fürchtet weitere Preisanstiege

EZB-Direktor Elderson sieht bei der Inflationsentwicklung weiter Aufwärtsrisiken. Demnach könnte es in den kommenden Monaten zu einem Anstieg der Preise für Lebensmittel und Energie kommen. Zudem könnten auch die Folgen des Klimawandels «zu einer Verschiebung der längerfristigen Inflationsdynamik führen», sagte Elderson.

Bereits am Dienstag hatte sich EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann ähnlich geäussert. Für den Chef der österreichischen Notenbank ist ebenfalls unklar, ob die Leitzinsen den Höhepunkt erreicht haben. Holzmann, der als geldpolitischer Falke für eine straffe Geldpolitik eintritt, wollte angesichts der Inflation eine weitere Straffung nicht ausschliessen.