Sonne, Bier und Volksfeststimmung: Oktoberfest hat begonnen

München feiert wieder das grösste Volksfest der Welt: Seit Samstag ist Wiesn - und die Stadt befindet sich damit für zwei Wochen im Ausnahmezustand. Sechs Millionen Gäste werden erwartet. Doch diesmal ist etwas anders.

Die Wiesnbedienung Beli trägt im Hofbräuzelt die ersten Bierkrüge zu den Gästen. Foto: Felix Hörhager - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei herbstlich-sonnigem Kaiserwetter hat in München die Wiesn begonnen.

Mit zwei Schlägen zapfte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) das erste Fass Bier an und eröffnete damit das 186. Oktoberfest.

Die erste Mass reichte er Ministerpräsident Markus Söder (CSU), um mit ihm auf eine friedliche Wiesn anzustossen. Böllerschüsse verkündeten den Start des grössten Volksfests der Welt, zu dem bis 6. Oktober rund sechs Millionen Menschen erwartet werden.

Reiter war in seiner Funktion zum sechsten Mal dabei, Söder zum zweiten Mal. Mit Blick auf die stundenlangen Gespräche zum Klimakompromiss der Bundesregierung sagte der CSU-Chef: «Bei aller Bedeutung von Koalitionsverhandlungen - Berlin war gestern die Hauptstadt von Deutschland, aber heute ist es München, weil es das bedeutendste Fest der Welt ist.» Star des Tages sei aber das Bier.

Die Mass kostet bis zu 11,80 Euro, das sind 30 Cent mehr als der Höchstpreis des Vorjahres. Nach Reiter und Söder bekamen auch die anderen Wiesn-Gäste in den Zelten das erste Bier. Unter den Besuchern war Prominenz wie Schlagersänger Florian Silbereisen, Fernsehmoderator Kai Pflaume, die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, der dafür sogar die neunte Regionalkonferenz der Bewerber um den SPD-Vorsitz schwänzte.

Viele Gäste, die meisten in Dirndl und Lederhose, hatten seit dem frühen Morgen auf den Einlass gewartet. Die Ersten kamen gegen 4.30 Uhr noch bei Dunkelheit, um ganz vorne dabei zu sein. «Haben gleich die erste S-Bahn genommen», sagte Felix Stenglein aus dem oberbayerischen Eichenau. Eine andere Schülergruppe war direkt aus einem Club gekommen: «Geschlafen haben wir nicht», sagte einer.

Kurz nach 9.00 Uhr - und damit leicht verspätet - kam über die Lautsprecheranlage auf Deutsch, Englisch und Bairisch der ersehnte Satz: «Liebe Festgäste, willkommen auf dem Oktoberfest. Wir öffnen jetzt das Festgelände.» Als die Ordner damit die Eingänge freigaben, starteten viele im Laufschritt in Richtung Bierzelte.

Die ersten Festzelte waren wegen Überfüllung schon vor dem Anstich geschlossen worden, Ordner liessen keine Gäste ohne Reservierung mehr ein. Sie seien ausreserviert, heisst es bei den Wirten. Doch weder sie noch die Festleitung streben neue Rekorde an. «Das muss keine Rekordwiesn werden», hatte der neue Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) vorab gesagt. Es gehe vielmehr um eine «Qualitätswiesn».

Im Südteil des Oktoberfests gibt es wieder die Oide Wiesn. Mit historischen Fahrgeschäften und Blasmusik geht es dort gemütlicher und traditioneller zu als auf dem sonstigen Festgelände.

Rund 600 Polizeibeamte und viele Hundert Ordner sollen an den 16 Festtagen für Sicherheit sorgen. Das Gelände ist auch dieses Jahr umzäunt, an den Eingängen wird stichprobenartig kontrolliert. Es gibt noch mehr Videokameras und zusätzliche Beamte mit Bodycams.

Speziell um Frauen kümmert sich erneut der Security Point. Die Helferinnen der Aktion «Sichere Wiesn für Mächen und Frauen» sind unter anderem an Freitagen und Samstagen schon nachmittags da und helfen Wiesnbesucherinnen, die einen sexuellen Übergriff erlitten haben, ebenso wie Frauen, die ihr Handy, ihre Handtasche oder ihre Freunde verloren haben und sich alleine nicht mehr sicher fühlen.

Doch es ist ein neues Thema hinzugegkommen: E-Tretroller. Die E-Scooter sind rund um die Wiesn tabu. Für sie gelten dieselben weiträumigen Strassensperrungen rund ums Festgelände wie für Autos - und in den Abendstunden können sie in einem noch weiteren Umfeld nicht ausgeliehen und teils auch nicht abgestellt werden. Vorsicht nach dem Bierzeltbesuch: Ganz schnell ist der Führerschein weg - es gelten dieselben Promillegrenzen wie beim Autofahren.

Die Opfer zu hohen Bierkonsums, die nich einmal mehr laufen können, werden in den gut zwei Wiesnwochen in der Sanitätswache von rund 600 Helfern und 50 Ärzten betreut. Die kümmern sich auch um andere gesundheitliche Probleme wie Schnittverletzungen und Herz-Kreislaufbeschwerden.