Flüssigerdgas-Frachter stauen sich vor Spaniens Küste

Die Nachfrage nach Flüssigerdgas ist derzeit hoch. Weil es in Spanien derzeit an Anlege-Platz mangelt, drohen die Frachter Europa wieder verlassen zu müssen.

Ein Flüssigerdgastanker wird im Hafen von Doha (Katar) beladen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Rund 35 Frachter mit Flüssigerdgas stauen sich derzeit vor der spanischen Küste.
  • Die Schiffe können wegen Überlastung ihre Ladung nicht loswerden.
  • Wegen des Gaslieferstopps aus Russland steigt die Nachfrage nach Flüssigerdgas.

Vor der Küste Spaniens stauen sich Frachter mit Flüssigerdgas (LNG). Die Riesen-Schiffe finden keinen Platz, um ihre Ladung loszuwerden.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sprechen Insider von rund 35 Frachtern mit LNG, die momentan stillstehen und warten. Weitere würden im Mittelmeer und vor Grossbritannien umher kreisen.

Spanien ist in Europa die grösste Anlaufstelle für LNG-Frachter. Mit insgesamt sechs Terminals ist das Land eigentlich gut aufgestellt.

An den jeweiligen Slots wird das Flüssigerdgas von den Schiffen abgepumpt und wieder gasförmig gemacht. In diesem Zustand wird das Erdgas schliesslich ins Gasnetz integriert.

LNG-Ladungen werden allenfalls zurückgewiesen

Diese Woche jedoch sind in Spanien nur sechs Slots verfügbar, das System ist also ausgelastet. Und dieses Problem wird dem spanischen Gasnetzbetreiber Enagas zufolge mindestens bis Anfang November bestehen bleiben.

Die Regasifizierungsanlage von Enagas im Hafen von Barcelona ist die grösste LNG-Anlage in Europa. Foto vom Dienstag, 29. März 2022. - Keystone

In einer Mitteilung vom Montagabend betont Enagas, infolge Überkapazitäten müssten die Ladungen allenfalls gar zurückwiesen werden.

Dabei ist Europa mitten in der Energiekrise umso mehr auf Flüssigerdgas angewiesen. Nach den wegen des Ukraine-Kriegs verhängten Sanktionen reduzierte Russland zuletzt die Mengen an geliefertem Gas. Die Gas-Pipeline Nord Stream 1 ist komplett ausser Betrieb.

Warten Schiffe auf höhere Preise?

Ein mögliches Szenario sei hingegen auch, dass die LNG-Frachter darauf warten, ihre Ladungen zu einem höheren Preis verkaufen zu können.

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«Diese Strategie funktioniert zum Teil», sagt Alex Froley, LNG-Analyst beim Datenanalyseunternehmen ICIS zu Reuters. Einige Unternehmen würden «aufgrund von Ausfällen wie der Schliessung der US-Anlage Freeport über Flexibilität in ihrem Verschiffungsportfolio verfügen».