Gewalt und Festnahmen bei Schülerprotesten in Frankreich
Durch die Proteste der «Gelbwesten» scheinen sich auch Schüler gegen die Regierung aufwiegeln zu lassen. Die Regierung versucht indessen Schäden zu vermindern.
Die Gewalt bei den Protesten in Frankreich reisst nicht ab: Bei landesweiten Demonstrationen von Schülern kam es am Donnerstag zu Ausschreitungen und Festnahmen. Für Samstag hat auch die Bewegung der «Gelbwesten» neue Proteste angekündigt, erstmals auch vor dem Pariser Amtssitz von Präsident Emmanuel Macron. Die Regierung fürchtet massive Gewalt und will in ganz Frankreich mehr als 65'000 Sicherheitskräfte mobilisieren.
Vor einem Gymnasium in Mantes-la-Jolie nordwestlich von Paris nahm die Polizei nach Ausschreitungen 146 Menschen in Gewahrsam. Insgesamt wurden rund 200 Gymnasien und Mittelschulen im Land und vereinzelt auch Universitäten bestreikt. Bildungsminister Jean-Michel Blanquer übte scharfe Kritik an der Gewalt.
An den Schülerprotesten gegen härtere Auswahlkriterien beim Hochschulzugang und befürchtete Kürzungen beim Lehrpersonal beteiligten sich tausende Gymnasiasten und Mittelschüler. Vielerorts kam es zu Gewalt: In Städten wie Marseille und Bordeaux zündeten Demonstranten Mülltonnen und Autos an und lieferten sich Zusammenstösse mit der Polizei.
Gelbwesten motivieren auch Schüler
Die Schülerproteste halten seit Wochenbeginn an. Dabei werden wie bei den «Gelbwesten»-Demonstrationen immer wieder Rufe nach einem Rücktritt von Präsident Macron laut. Inzwischen haben sich viele Schüler den Forderungen der Aktivisten angeschlossen, darunter niedrigere Lebenshaltungskosten. Bildungsminister Blanquer sagte, die «Gelbwesten»-Proteste seien nur ein «Vorwand», um auf die Strasse zu gehen.
Premierminister Edouard Philippe bestätigte bei einer Debatte im Senat, dass die Regierung am Samstag «ausserordentliche Mittel» mobilisieren will, um der befürchteten Gewalt in Paris und an anderen Orten Herr zu werden. Er rief die «Gelbwesten» erneut auf, auf eine Fahrt in die Hauptstadt zu verzichten, um nicht «in die Falle von Krawallmachern» zu geraten. Vergangenes Wochenende waren bei Ausschreitungen in Paris mehr als 260 Menschen verletzt worden, die Sachschäden gehen in die Millionenhöhe.
Auslöser der seit Mitte November andauernden Proteste waren die hohen Treibstoffpreise. Inzwischen ist die französische Regierung auf die Demonstranten zugegangen: Sie hat die geplante Anhebung der Ökosteuer auf Benzin und Diesel für das gesamte kommende Jahr ausgesetzt und angekündigt, über den Winter die Energiepreise stabil zu halten. Den «Gelbwesten» gehen die Zugeständnisse aber nicht weit genug.
Das Wichtigste in Kürze
- Schüler demonstrieren in Frankreich gegen die Regierung.
- Die Proteste scheinen die Gelbwesten-Bewegung als Vorbild zu nehmen.