Grönland träumt von Unabhängigkeit – mit Chinas Hilfe?

Katalonien, Schottland, die Basken – Grönland. Auch auf der grössten Insel der Welt, wo am Dienstag gewählt wird, ist der Wunsch nach Unabhängigkeit stark. China könnte dabei helfen.

Die schmelzenden Eismassen halten wertvolle Rohstoffe verdeckt: Öl, Uran, Seltene Erden. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Grönland wählt am Dienstag ein neues Parlament.
  • Grönland gehört nach wie vor zu Dänemark, ist politisch jedoch weitestgehend autonom.
  • Genau darüber wird unter anderem abgestimmt - die Dänen bestimmen zurzeit nur noch die Aussen- und Verteidigungspolitik.

Grönländer träumen immer mehr von der Unabhängigkeit von Dänemark. Nur noch in der Aussen- und der Verteidigungspolitik haben die Dänen das Sagen. Am Dienstag wird auf der grössten Insel der Welt ein neues Parlament gewählt. Dabei stimmen die Grönländer indirekt auch darüber ab, wie schnell diese Unabhängigkeit kommen soll. Denn alle ernstzunehmenden Parteien wollen sie – die Frage ist aber, wann und um welchen Preis.

Klar ist, dass Grönland es alleine kaum schaffen wird. Die Hälfte des Haushaltsvolumens, umgerechnet rund 500 Millionen Euro, schiesst Dänemark jedes Jahr zu. Dieses Geld würde wegfallen, sollte Grönland die Nabelschnur kappen, betont Dänemarks Regierungschef Lars Løkke Rasmussen gern.

Seltene Rohstoffe unter dem Eis

Hoffnung gibt den Grönländern paradoxerweise die Klimaerwärmung. Denn nicht zuletzt wegen ihr wird die Insel geopolitisch ein immer heisseres Pflaster. Im schmelzenden Arktiseis sollen riesige Rohstoffvorkommen schlummern: Öl, Uran, Seltene Erden. Das weckt internationales Interesse, das Grönland auf dem Weg in die Selbstständigkeit den entscheidenden Schub geben könnte.

Dafür brauchen sie chinesische Investoren. Die stehen bereits in den Startlöchern: So besitzt der chinesische Rohstoffriese Shenghe Resources Anteile an der australischen Greenland Minerals & Energy (GME), die in Südgrönland nach Seltenen Erden und Uran graben darf. Angeblich haben die Chinesen die Option, 60 Prozent an GME zu übernehmen, sobald die Mine in Kuannersuisut etwas abwirft. Auch anderswo haben die Chinesen Rechte.

Der Hase läuft: Grönlands Regierungschef Kim Kielsen war im vergangenen Jahr sogar selbst in China, um Investoren zu umwerben - obwohl er nicht einmal Englisch spricht. Nun ist ein chinesisches Konsortium unter den letzten Kandidaten für ein grosses Flughafen-Erweiterungsprojekt. Dadurch erhofft sich Dänemark Beziehungen und Unterstützung nebst zu den USA auch zu China, damit sie ihren Traum von der Unabhängigkeit verwirklichen können.

Am Dienstag finden in Grönland die Parlaments-Wahlen statt. - Keystone