In russischen Raketen wurden Schweizer Bauteile entdeckt

Der ukrainische Sanktionsbeauftragte hat geäussert, dass in russischen Raketen diverse Bauteile aus Deutschland, der Schweiz, USA und Japan verbaut wurden.

In russischen Raketen und Waffen wurden Bauteile aus Westeuropa entdeckt. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In russischen Geschossen werden häufig Bauteile aus westlichen Ländern bemerkt.
  • Der Export der Bauteile lief mitunter über Scheinfirmen in Transitländern.
  • Das Auswärtige Amt prüft den Sachverhalt jetzt ausgiebig.

In russischen Raketen und Marschflugkörpern sind offensichtlich häufig Komponenten aus der Schweiz und anderen westlichen Ländern enthalten. Das äusserte der Sanktionsbeauftragte des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

«Bei uns werden jeden Tag Menschen von Geschossen getötet», sagte Wladyslaw Wlasjuk der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». «Und sehr viele enthalten Bauteile aus westlichen Ländern.» Aus Sicht der Ukraine ist das nur möglich, weil Sanktionen gegen Russland über Drittländer umgangen werden.

Bauteile in russischen Raketen vorwiegend aus den USA

Wlasjuk hatte laut «FAS» bereits am 13. Juni mit Aussenminister Dmytro Kuleba und Wirtschaftsministerin Julija Swyrydenko westlichen Botschaftern in Kiew darüber berichtet.

Der grösste Teil der geschmuggelten Geschossteile in den russischen Raketen komme aus den USA mit 81 Prozent. So hiess es in dem Bericht an die Botschafter. An zweiter Stelle folge die Schweiz mit acht Prozent. Deutschland und Japan stehen auf der Liste mit je 3,5 Prozent auf Platz drei.

In russischen Raketen werden häufig Bauteile aus anderen Ländern verwendet. - keystone

Seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 habe Russland die Produktion von ballistischen Raketen und Marschflugkörpern verdoppelt. Die Angaben notieren eine Erhöhung von von 512 auf etwa 1061 Geschosse.

Komponenten aus Deutschland sollen im Marschflugkörper Kh-101 sowie in den Varianten 9M728 und 9M729 des Marschflugkörpers Iskander verbaut worden sein. Auch das Hyperschallgeschoss Kh-47M2 Kinschal soll deutsche Bauteile enthalten.

Firmen wissen oft selbst nichts von Auslieferungsort

Insgesamt 16 deutsche Unternehmen haben nach ukrainischen Erkenntnissen Material und Dienstleistungen für die russischen Raketen gestellt. Der Export sei vor allem über China erfolgt, aber auch über Zentralasien, den Kaukasus oder die Türkei. Geliefert wurden offenbar Elektronik, Isoliermaterial und Kunststoffe. Da Geschäfte über Scheinfirmen in Transitländern liefen, wüssten möglicherweise einige Firmen gar nicht, wo ihre Produkte hingingen.

Aus dem Auswärtigen Amt hiess es, man nehme Berichte «über die Verwendung sanktionierter Bauteile in russischen Geschossen sehr ernst». Die Informationen würden «sehr genau» geprüft, zitierte die «FAS». Es sei allerdings «möglich, dass diese Komponenten schon vor dem Krieg und vor dem Wirksamwerden unserer Sanktionen geliefert wurden». Sanktionswidrige Lieferungen wären indes «ein Fall für den Staatsanwalt».

Selenski fordert erhöhte Kontrollen

Selenskyj hatte bereits nach dem tödlichen russischen Raketenangriff auf seine Heimatstadt Krywyj Rih Mitte Juni bessere Kontrollen der Sanktionen gefordert. Noch immer gelinge es Moskau, an Bauteile für Raketen zu gelangen, die teils in Partnerländern der Ukraine hergestellt worden seien.