Isländer müssen schon wieder wählen
Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres wählt Island am Samstag neu. Die Regierung platzte über einen Skandal um einen Sexualstraftäter. Umfragen zufolge herrscht Wechselstimmung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Isländer wählen am Samstag zum zweiten Mal in einem Jahr.
- Grund dafür ist ein Skandal um einen Sexualtäter.
- Es stellt sich die Frage, ob dieses Mal eine andere Machtelite gewählt.
Spuren der anstehenden Wahl sucht man in Island vergeblich.
Keine Wahlplakate in Reykjaviks langer Einkaufsstrasse, keine in den
Wohngebieten. Über Politik gibt es kaum Positives zu sagen. Im Mittelpunkt des
neusten Skandals: ein Sexualstraftäter und der Vater des Regierungschefs.
Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres sind die Isländer an
diesem Samstag vorzeitig an die Wahlurnen gerufen. Das letzte
Mal, nach der Enthüllung der «Panama Papers», kochten die Menschen in dem 330’000-Einwohner-Land
vor Wut - und wählten doch wieder fast die gleiche Machtelite.
Die Koalition unter Regierungschef Bjarni Benediktsson hielt
ganze acht Monate. Die Partei «Bright Future» wirft den Konservativen vor,
einen Skandal um einen Sexualstraftäter zu vertuschen - ein «Vertrauensbruch».
Im Zentrum stehen Benediktssons Vater Benedikt Sveinsson und
ein altes Gesetz. Sveinsson hatte sich für einen Mann verbürgt, der seine
minderjährige Stieftochter jahrelang vergewaltigt und deswegen eine fünfeinhalb
Jahre lange Gefängnisstrafe verbüsst hatte. Er wollte, dass das Strafregister
des Mannes gelöscht wird.