Ist Boris Johnson als Nachfolge-Kandidat für May noch zu stoppen?
Wer tritt gegen Boris Johnson in der Stichwahl um das Amt des Tory-Parteichefs an? Ein Geheimfavorit schneidet bei der jüngsten TV-Debatte eher schlecht ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Anzahl der Nachfolge-Kandidaten für Theresa May soll morgen auf zwei reduziert werden.
- In einer Stichwahl sollen die beiden Bewerber dann gegeneinander antreten.
- Boris Johnson gilt dabei bereits als gesetzt.
Im Wettstreit um das Amt des Tory-Parteichefs und künftigen britischen Premierministers filtern die konservativen Abgeordneten am Mittwoch einen weiteren Bewerber aus. Das verbliebene Feld von fünf Kandidaten soll in einer dritten Wahlrunde verkleinert und bis Donnerstag nochmals auf zwei reduziert werden. Die beiden verbliebenen Bewerber sollen dann in einer Stichwahl gegeneinander antreten – wobei Ex-Aussenminister Boris Johnson bereits als gesetzt für das Duell gilt.
126 der 313 Stimmen für Boris Johnson
Boris Johnson erhielt bei der zweiten Runde am Dienstag 126 der 313 Stimmen aus der Tory-Fraktion. Er darf sich damit grosse Hoffnungen machen, Theresa May an der Spitze der Partei und Regierung zu beerben. Noch im Rennen sind neben ihm Aussenminister Jeremy Hunt (46 Stimmen), Umweltminister Michael Gove (41), Entwicklungshilfeminister Rory Stewart (37) sowie Innenminister Sajid Javid (33). Ex-Brexit-Minister Dominic Raab blieb dagegen auf der Strecke.
Boris Johnson konnte zwar bei einer TV-Debatte in der BBC am Dienstagabend nicht glänzen. Doch einen folgenschweren Lapsus leistete sich der für seine verbalen Fehltritte bekannte Politiker auch nicht. Zudem konnte sich keiner der anderen Kandidaten als zwingender Gegenkandidat zu Johnson aufdrängen.
Geheimfavorit enttäuscht
Der bereits als Geheimfavorit für die Rolle des Johnson-Gegenspielers gehandelte Entwicklungshilfeminister Stewart enttäuschte mit einem schwachen Auftritt. Nachdem er bei der zweiten Abstimmung die Zahl seiner Unterstützer noch beinahe verdoppeln konnte, scheint nun fraglich, ob er die dritte Runde überstehen wird.
Stewart will als einziger der Bewerber das Brexit-Abkommen nicht noch einmal nachverhandeln. Auch einen Brexit ohne Abkommen lehnt nur er allein entschieden ab.
Bei dem Fernsehauftritt am Dienstag fühlte sich Stewart indes sichtlich unwohl, rutschte auf seinem Stuhl hin und her und legte mitten in der Debatte seine Krawatte ab.
Bei der nächsten Runde am Mittwoch können die Stimmen zwischen 16 Uhr und 18 Uhr abgegeben werden. Mit einem Ergebnis wird um 19 Uhr gerechnet. Auch am Donnerstag soll die Zahl der Bewerber in zwei weiteren Wahlrunden weiter reduziert werden. Wer von ihnen Parteichef und damit Premierminister wird, sollen dann die rund 160'000 Parteimitglieder entscheiden.
Umfragen zufolge ist Johnson unangefochtener Spitzenreiter. Viele trauen ihm zu, enttäuschte Brexit-Wähler zurückzugewinnen, die sich von den Tories abgewendet haben. Bis Ende Juli soll feststehen, wer neuer Regierungschef wird.