Italienisches Gericht bestätigt Haftstrafe gegen Amanda Knox

Amanda Knox wurde wegen Verleumdung von einem italienischen Berufungsgericht verurteilt. Hinter Gittern muss der «Engel mit den Eisaugen» allerdings nicht.

Amanda Knox trifft mit ihrem Ehemann Christopher Robinson (r.) im Gerichtsgebäude in Florenz ein. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Amanda Knox wurde von einem italienischen Berufungsgericht wegen Verleumdung verurteilt.
  • Die Haftstrafe hat sie durch ihren früheren Gefängnisaufenthalt bereits verbüsst.
  • Knox hatte 2007 einen Barmann beschuldigt, ihre Mitbewohnerin ermordet zu haben.

Fast zehn Jahre nach ihrem Freispruch hat die US-Amerikanerin Amanda Knox vor einem italienischen Gericht eine Niederlage einstecken müssen.

Ein Berufungsgericht in Florenz bestätigte am Mittwoch eine frühere Verurteilung der heute 36-Jährigen wegen Verleumdung zu drei Jahren Haft. Knox hatte nach ihrer Verhaftung 2007 zunächst einen offensichtlich unschuldigen Barmann beschuldigt, ihre britische Mitbewohnerin umgebracht zu haben.

Nochmals hinter Gitter muss die ehemalige Austauschstudentin aber nicht: Die Haftstrafe hat sie durch ihren früheren Gefängnisaufenthalt bereits verbüsst. Knox brach nach der Entscheidung der Richter in Tränen aus.

«Das habe ich nicht erwartet. Ich bin sehr enttäuscht», sagte die Amerikanerin, die eigens zu dem Prozess nach Italien zurückgekehrt war. Knox lebt inzwischen wieder in ihrer Heimat, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der Fall ist bis heute nicht geklärt.

Mordfall bis heute ungeklärt

Der Mord an der 21 Jahre alten Meredith Kercher in Perugia hatte 2007 rund um die Welt Schlagzeilen gemacht. Schnell gerieten die ein Jahr jüngere Amerikanerin, die mit ihr zusammengewohnt hatte, und deren Freund unter Verdacht. Knox wurde zunächst zu einer langen Haftstrafe verurteilt und musste vier Jahren im Gefängnis verbringen. 2015 wurden beide aber letztlich vom Vorwurf des Mordes komplett freigesprochen.

Umfrage

Hast du den Fall rund um die Verurteilung von Amanda Knox mitverfolgt?

Ja.
73%
Nein.
27%

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg kippte dann auch die Verurteilung wegen Verleumdung. Deshalb musste sich jetzt wieder ein Gericht in Italien damit befassen.

Knox behauptet, nach der Verhaftung enorm unter Stress gestanden zu haben. Von der italienischen Polizei sei sie zu der Falschaussage gedrängt worden. Mit dem neuen Prozess wollte sie nun einen völligen Freispruch auch von den Verleumdungsvorwürfen erreichen – ohne Erfolg.

Von Fotografen bedrängt

Vor dem Urteil hatte sie noch an das Gericht appelliert: «Ich bitte demütig darum, mich für unschuldig zu erklären.» Bei dem Barmann, einem Einwanderer aus dem Kongo, entschuldigte sie sich mit den Worten: «Es tut mir leid, dass ich dem Druck nicht widerstehen konnte und er gelitten hat.»

Knox erschien zu dem Termin Hand in Hand mit ihrem Ehemann. Bei ihrem Eintreffen gab es Szenen, die an frühere Gerichtstermine erinnerten: Knox wurde von Fotografen und Kameraleuten wieder heftig bedrängt.

Amanda Knox wurde von der Presse bedrängt. - keystone

Wer die junge Britin damals ermordete, ist bis heute nicht geklärt. Wegen Beihilfe zum Mord wurde ein damals 20-jähriger Mann verurteilt, dessen Fingerabdrücke am Tatort gefunden worden waren. Er ist inzwischen wieder auf freiem Fuss.