Joe Biden bestätigt Gefangenenaustausch mit Russland

Russland will den Tiergartenmörder Wadim K. aus deutscher Haft freibekommen und bietet im Gegenzug zwei US-Bürger an, die in russischer Haft sitzen.

Wladimir Putin (links) und Joe Biden. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwischen den USA und Russland läuft ein Gefangenenaustausch.
  • Russland will unter anderem den in deutscher Haft sitzenden Tiergartenmörder heimholen.
  • Der zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilte US-Bürger Evan Gershkovich soll dafür freikommen.

Die in Russland wegen Spionage zu langen Haftstrafen verurteilten US-Bürger Evan Gershkovich und Paul Whelan sind frei. Dies sei Teil eines grösseren Gefangenenaustausches mit Beteiligung mehrerer Länder, teilte US-Präsident Joe Biden in einer schriftlichen Stellungnahme mit.

Biden betonte mit Blick auf die Freigelassenen: «Einige dieser Frauen und Männer werden seit Jahren zu Unrecht festgehalten. Sie alle haben unvorstellbares Leid und Ungewissheit ertragen müssen. Heute hat ihr Leid ein Ende.»

Der US-Journalist Evan Gershkovich wurde in Russland zu 16 Jahren Haft verurteilt. (Archivbild) - keystone

Unter den insgesamt 26 freigelassenen Gefangenen ist laut dem türkischen Geheimdienst MIT auch der sogenannte russische Tiergartenmörder Wadim K., der in Deutschland in Haft war.

Der Austausch war seit längerem erwartet worden – Kremlchef Wladimir Putin hatte zuletzt wiederholt die Bereitschaft dazu erklärt. Putin steht in der Kritik, politische Gefangene als Geiseln zu nutzen, um Russen aus westlichen Gefängnissen freizupressen.

Die USA hatten etwa auf Freilassung des wegen Spionage verurteilten Reporters Gershkovich vom «Wall Street Journal» bestanden.

Joe Biden dankte den anderen beteiligten Ländern, die sich an den komplexen Verhandlungen beteiligt hätten, darunter Deutschland, Polen, Slowenien, Norwegen und die Türkei.

«Dies ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, warum es so wichtig ist, in dieser Welt Freunde zu haben, denen man vertrauen und auf die man sich verlassen kann», betonte Biden und versicherte, er werde sich auch weiter für die Freilassung von Amerikanern einsetzen, die anderswo auf der Welt zu Unrecht inhaftiert seien.

Freigelassene Russen können auf politische Posten hoffen

Die nun freigelassenen Russen könnten in ihrer Heimat nun wie frühere zurückgekehrte Gefangene auf Ehrungen und politische Posten etwa als Abgeordnete in der Staatsduma hoffen, meinte die Politologin Tatjana Stanowaja. Sie hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass sich ein grosser Austausch anbahne.

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Stanowaja meinte, dass für den Austausch die Zeit gedrängt habe, weil US-Präsident Joe Biden seine Amtszeit würdig beenden wolle. Putin wiederum habe Interesse an dem Tauschhandel gehabt, um die langen Vorbereitungen durch die Wahlen in den USA nicht zu gefährden. Für den Kreml sei dies ein Beweis, dass die Amerikaner sehr flexibel und praktisch sein können, wenn sie etwas wollten. «Das heisst, dass sie auch bei der Ukraine zu einem Deal in der Lage sind, wenn sie wollen natürlich.»