Keine Staatsgäste beim Begräbnis von Gorbatschow erwartet

Aufgrund der Sanktionen gegen Russland werden bei der Beerdigung des ehemaligen Staatschefs Michail Gorbatschow werden keine führende Politiker erwartet.

Der ehemalige sowjetischen Staatspräsident Michail Gorbatschow im Juli 2008. - Armin Weigel/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei dem Begräbnis von Michail Gorbatschow werden keine führende Politiker erwartet.
  • Grund dafür sind die Sanktionen gegen Moskau.
  • Denn der Flugverkehr zwischen Moskau und Europa ist eingestellt.

Das Begräbnis des ehemaligen sowjetischen Staatschefs Michail Gorbatschow wird im bescheidenen Rahmen stattfinden. Bei der Beerdigung des früheren sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow wird kein führender Politiker Europas erwartet. Weder London noch Paris und Berlin werden – ungeachtet ihrer Wertschätzung für den «Vater von Glasnost und Perestroika» – Regierungspolitiker zu der Veranstaltung an diesem Samstag in Moskau entsenden.

Hintergrund ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die daraufhin folgenden Sanktionen gegen Moskau. Der Flugverkehr von Europa nach Russland ist deshalb eingestellt. Beide Seiten haben ihren Luftraum füreinander gesperrt.

Wladimir Putin hat alleine Abschied von Michail Gorbatschow genommen. - Keystone

Russland hat zudem mit Restriktionen für westliche Politiker reagiert und diese auf eine Schwarze Liste gesetzt. Aus Grossbritannien ist beispielsweise der amtierende Premier Boris Johnson vom russischen Aussenministerium mit einem Einreiseverbot belegt. Auch seine beiden möglichen Nachfolger Liz Truss und Rishi Sunak dürfen nicht einreisen.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte seinen Verzicht auf eine Teilnahme damit begründet, dass es keine Einladung gebe. Insofern stelle sich die Frage nicht. Vorgängerin Angela Merkel wiederum sagte unter Verweis auf eine Knieverletzung ab.

So werden vor allem ausländische Botschafter und Diplomaten Gorbatschow die letzte Ehre erweisen. Der Élysée-Palast teilte mit, dass Präsident Emmanuel Macron durch den französischen Botschafter in Russland, Pierre Levy, repräsentiert werde.

Wegen positiven Corona-Test

Deutschland wird bei der Beerdigung von Michail Gorbatschow durch den Geschäftsträger der Botschaft in Moskau vertreten sein. Der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr könne wegen eines positiven Corona-Tests nicht an der Trauerfeier teilnehmen. Dies teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag in Berlin mit. An seiner Stelle komme daher sein protokollarischer Vertreter.

Auch aus Österreich kommt nur der Geschäftsträger der Botschaft. Der Botschafter selbst weilt gerade bei einer Diplomaten-Konferenz in Wien.

Beerdigung auf dem Moskauer Prominentenfriedhof

Gorbatschows Tochter Irina erklärte, die Trauerfeier für ihren Vater werde in bescheidenem Rahmen stattfinden. Der Leichnam wird zunächst für mehrere Stunden im Haus der Gewerkschaften in Sichtweite des Kremls aufgebahrt. Traditionell wurden dort die Sowjetführer nach ihrem Tod ausgestellt, sodass sich alle Trauernden von ihnen verabschieden können. Anschliessend soll Gorbatschow auf dem Moskauer Prominentenfriedhof am Neujungfrauenkloster bestattet werden.

Die Veranstaltung wird bei weitem nicht den Umfang haben, den beispielsweise die Beerdigung des russischen Präsidenten Boris Jelzin (1931-2007) einnahm. Jelzins Trauerfeier fand in der zentralen Christ-Erlöser-Kathedrale statt, Präsident Wladimir Putin hielt eine Trauerrede.

Der russische Präsident Wladimir Putin und der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow (l.) sprechen auf einer Pressekonferenz im Schloss Gottorf miteinander. - dpa

Der Kremlchef wird der Trauerfeier diesmal ganz fernbleiben. Sein Sprecher Peskow begründete dies mit Terminproblemen. Putin bereitet demnach seine Reise in den Fernen Osten Russlands vor, wo er unter anderem ein grosses Militärmanöver inspizieren will. Putin hatte daher bereits am Donnerstag Gorbatschow die letzte Ehre erwiesen.

In Russland hat Gorbatschow bei weitem nicht den Stellenwert, den er im Ausland geniesst. Viele Politiker und Bürger sehen ihn als «Totengräber der Sowjetunion», die unter seiner Führung zusammenbrach. Mit einer Verarmung der Bevölkerung in den 1990er Jahren und den zahlreichen nationalen Konflikten ist der Friedensnobelpreisträger sehr umstritten.