Krawalle Holland: So reagieren Schweizerinnen auf den wütenden Mob

Seit Sonntag entlädt sich ein Erguss von Gewalt über mehrere Städte in Holland. Auch vergangene Nacht gab es wieder Unruhen. Schweizerinnen in Holland erzählen.

Am Sonntagnachmittag erlebte Eindhoven rund um den Hauptbahnhof schwere Krawalle. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Sonntag erlebt Holland schwere Krawalle.
  • Es handelt sich dabei um Corona-Proteste gegen die nächtliche Ausgangssperre.
  • Zwei Schweizerinnen aus Eindhoven berichten darüber, wie sie die Ausschreitungen erleben.

Seit Samstag gilt in Holland eine nächtliche Ausgangssperre. Von 21 Uhr bis 4.30 müssen die Bürger in ihren Wohnungen bleiben.

Während es in der ersten Nacht ruhig blieb, erlebt das Land seit Sonntagnachmittag schwere Krawalle in mehreren Städten. Auch in der Nacht auf heute Dienstag gab es erneut Ausschreitungen.

Vorwiegend junge Menschen, die sogenannte «Generation Corona», liefern sich am Montagabend Scharmützel mit der Polizei in Rotterdam. - Keystone

John Jorritsma, Bürgermeister von Eindhoven, sagte am Montag vor den Medien, dass seine Stadt auf einen Bürgerkrieg zusteuere, wenn es so weiter gehe.

Der Hauptbahnhof der Stadt im Süden Hollands wurde am Sonntag komplett verwüstet, Läden geplündert.

Ein verwüsteter Laden am Hauptbahnhof in Eindhoven am Sonntagabend nach den Krawallen. - Keystone

«An Bürgerkrieg glaube ich nicht»

Nau.ch hatte Kontakt mit zwei Holland-Schweizerinnen, die seit mehreren Jahrzehnten in Eindhoven leben. Beide sind Mitglieder im Schweizer Club Süden, einer Community von Auslandschweizern in Südholland.

Clara van Diepenbos-Strub ist «sehr empört und böse». Angst habe sie nicht, doch etwas beunruhigt sei sie angesichts des Gewaltpotenzials des wütenden Mobs schon. Aber: «An einen Bürgerkrieg glaube ich nicht.»

Beängstigende Szenerie am späteren Sonntagnachmittag in Eindhoven. - Keystone

Sogar noch einen Schritt weiter geht Heidy Freiermuth. «Von einem Bürgerkrieg zu sprechen, ist bestimmt übertrieben.» Die Rentnerin ging am Sonntagnachmittag selber ausser Haus, um sich die Krawalle mit eigenen Augen und «auf Abstand» anzuschauen.

Am Montag habe es Einwohner der Stadt gegeben, welche mit Besen und Putzmaterial bei den Aufräumarbeiten rund um den verwüsteten Bahnhof mithalfen. «Zur Belohnung erhielten sie Wurstbrötchen.»

Frewillige helfen am Montagmorgen bei den Aufräumarbeiten rund um den Hauptbahnhof in Eindhoven. - Keystone

Freiermuth schrieb am Montagabend, dass sie nicht beunruhigt sei, dass solche Ausschreitungen nochmals geschehen werden. «Die Polizei und die Behörden werden es bestimmt nicht zulassen.» Die Realität spricht eine andere Sprache, wie letzte Nacht zeigte.

Die nächtliche Ausgangssperre gilt vorerst bis am 9. Februar. Bei Verstoss droht eine Busse von 95 Euro. Das dürfte die Protestierenden kaum vor weiteren Krawallen abschrecken.