Kritik an deutscher Reisewarnung für Mallorca
Das deutsche Aussenministerium hat eine Reisewarnung für Mallorca herausgegeben. Nun gehen Einheimische auf die Strassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche Tourismusunternehmen haben die Reisewarnung für Mallorca kritisiert.
- Viele Einheimische gingen auf die Strasse, um zu protestieren.
Wegen der Reisewarnung des deutschen Aussenministeriums für fast ganz Spanien haben Anbieter ihre Reisen nach Mallorca abgesagt. Aus der Branche kommt Kritik, Restaurant- und Hotelbetreiber auf der Insel sind verzweifelt.
«Sie schadet Mallorca und verunsichert die Verbraucher», bemängelte Mark Tantz, Geschäftsführer von DER Touristik Deutschland, am Montag. «Es ist wichtig, dass Urlauber Klarheit über ihre Reisemöglichkeiten haben. Dafür ist es notwendig, dass zwischen differenzierten Reisehinweisen und Reisewarnungen ganz klar unterschieden wird.»
Auch Branchenprimus Tui bedauerte, dass es eine Reisewarnung für ganz Mallorca gebe. Anstatt nur für die Stadt Palma oder regional betroffene Orte der Insel. «Viele Gäste melden sich bei uns und möchten bleiben», sagte ein Tui-Sprecher.
Der Veranstalter bittet seine Gäste, in den nächsten sieben Tagen die Rückreise anzutreten. Tui hat Reisen nach Mallorca zunächst bis zum 24. August abgesagt, nachdem das deutsche Aussenministerium wegen hoher Corona-Zahlen am Freitag fast ganz Spanien zum Risikogebiet erklärt hatte.
Demonstrationen in Calvià
Auf der Urlaubsinsel demonstrierten Unternehmer und Angestellte der krisengeschüttelten Tourismusbranche für mehr Unterstützung. In der Stadt Calvià hielten mehrere Dutzend Teilnehmer Transparente. Darauf steht beispielsweise «Wenn Corona uns nicht tötet, bringt uns der Hunger um» oder «Wir lieben Touristen». Das berichtete die Zeitung «Diario de Mallorca».
Unter anderem forderten sie eine Ermässigung der Müllgebühren und der Grundsteuer.
Sowie staatliche Beihilfen zu laufenden Kosten wie Miete und Wasser. Viele Inhaber von Lokalen und Hoteliers fürchten den wirtschaftlichen Ruin, weil nun kaum noch Urlauber kommen.
Bei «DER Touristik» gilt der Stopp für das spanische Festland und die Lieblingsinsel der Deutschen bis vorerst 21. August. Gäste vor Ort können entscheiden, ob sie frühzeitig die Heimreise antreten oder den Urlaub fortsetzen wollen. Nicht betroffen sind die Kanarischen Inseln, für die es keine Reisewarnung gibt.
«Wir überlassen es den Kunden, ob sie ihren Urlaub auf Mallorca verbringen möchten», hatte Alltours-Inhaber Willi Verhuven am Wochenende gesagt. Er verwies auf Äusserungen von Aussenminister Heiko Maas, wonach eine Reisewarnung kein Reiseverbot sei. Im Allgemeinen sagen Veranstalter geplante Pauschalreisen nach einer Reisewarnung ab.
Fluggesellschaften reagieren ebenfalls
Die Lufthansa hält unterdessen mit der Tochter Eurowings ihr Mallorca-Angebot von 180 Flügen aus Deutschland pro Woche aufrecht. Es gebe weiterhin genug Nachfrage von Menschen, die reisen wollten oder gar müssten, sagte ein Unternehmenssprecher.
Europas grösster Billigflieger Ryanair fährt sein Flugangebot wegen steigender Corona-Infektionszahlen in Spanien und anderen Ländern wieder zurück. Die Vorausbuchungen seien in den vergangenen zehn Tagen deutlich gesunken, teilte das Unternehmen am Montag in Dublin mit.