Megadeal: Börse Hongkong will Londons Börsenplatz übernehmen
Eine Fusion der Londoner Börse mit der Deutschen Börse scheiterte vor einigen Jahren am Widerstand der EU-Kommission. Nun erhalten die Briten erneut ein Angebot - diesmal aus Asien.
Das Wichtigste in Kürze
- An den grössten Börsenplätzen Asiens und Europas bahnt sich womöglich eine Mega-Fusion an.
Die Börse Hongkong trat am Mittwoch überraschend mit einem Übernahmeangebot an ihr Pendant in London heran.
Die Offerte würde die London Stock Exchange (LSE) mit 29,6 Milliarden britischen Pfund ohne Schulden (etwa 33 Mrd Euro) bewerten, teilte der Hongkonger Börsenbetreiber HKEX am Mittwoch mit. Die LSE teilte mit, die Pläne prüfen zu wollen. Den Schritt der Börse Hongkong nannte sie «unverlangt und vorläufig».
Eine Fusion würde nicht nur einen weltweit führenden Finanzmarktkonzern entstehen lassen, sondern auch beide Geschäfte stärken, so HKEX. Die Transaktion verspreche zudem hohe Synergien. So strebt HKEX eine Integration seiner Handelsplattformen in das Londoner System an. Eine Transaktion wäre dabei im Interesse aller Anteilseigner, betonte der Betreiber.
HKEX hatte 2012 bereits die Londoner Metall Börse für 1,4 Milliarden Pfund übernommen. Auch die LSE stand bereits im Fokus von Fusionsvorhaben: Ein Zusammenschluss mit der Deutschen Börse scheiterte vor einigen Jahren am Veto der EU-Kommission.
Das Angebot aus einer Zahlung in bar sowie neu zu emittierenden HKEX-Aktien entspreche einer Prämie von knapp 23 Prozent auf den letzten Börsenkurs der LSE, so die Börse Hongkong. Dabei strebt HKEX eine Fusionsvereinbarung an - behält sich aber auch ein Übernahmeangebot vor. Details wolle man mit dem Management der LSE besprechen. HKEX bekannte sich langfristig zu den Börsenplätzen Hongkong und London und plant eine Zweitnotierung ihrer Aktien in der britischen Hauptstadt. Die LSE-Aktie stieg zwischenzeitlich um mehr als 15 Prozent.
Der Vorstoss kommt zu einer Zeit, in der die Londoner Börse selbst vor einem grossen Zukauf steht: Die LSE will den Datenanbieter Refinitiv mit einem Unternehmenswert von 27 Milliarden US-Dollar übernehmen. Die Hongkonger Börse teilte dazu mit, ihr Angebot sei von der Absage der Refinitiv-Übernahme abhängig. Die LSE will an ihren Plänen festhalten; sie kommt dabei nach eigenen Angaben gut voran.
Ronald Wan, Chef des Investmentberaters Partners Capital International in Hongkong, sieht in dem Deal hohe Hürden - insbesondere politischer Natur. Hongkong sei eine Sonderverwaltungszone Chinas. Eine Übernahme der LSE durch HKEX könnte auch als Übernahme durch China gesehen werden. Eine Transaktion sei politisch «super sensibel».
Die britische Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom sagte auf Bloomberg TV, die Regierung werde jedweden Zusammenschluss zwischen den Börsen genau untersuchen. Vor allem würde man sehr genau auf alles schauen, was sicherheitsrelevante Auswirkungen auf Grossbritannien haben könnte.