Missbrauchsbeauftragter Rörig bezeichnet Urteil zu Lügde als «wichtiges Signal»

Der Missbrauchsbeauftragte der Regierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat die Urteile im Prozess um den Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde als ein «wichtiges Signal» des Rechtsstaats bezeichnet.

Der Angeklagte Andreas V. am Donnerstag im Gericht - dpa/dpa/picture-alliance

Das Wichtigste in Kürze

  • Experte fordert zugleich härtere Strafen und mehr Problembewusstsein.

Für die Opfer und deren Angehörige sei es bedeutend zu wissen, «dass Justiz und Gesellschaft auf ihrer Seite stehen und ihr Leben jetzt wieder sicher ist», erklärte er am Donnerstag. «Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Gewalttaten zu verarbeiten.»

Rörig forderte Bund und Länder zugleich auf, die Bekämpfung des Kindesmissbrauchs und der Anfertigung kinderpornografischer Bilder auf rechtlicher Ebene «vehement voranzutreiben». Der Strafrahmen müsse verschärft werden. Das hätten die Innenminister der Länder bereits gefordert, worüber er «erleichtert» sei, erklärte er.

Herstellung und Verbreitung kinderpornografischen Materials würden von Ermittlungsbehörden und Gerichten noch zu oft als Fälle minder schwerer Kriminalität angesehen, kritisierte Rörig in Berlin. Er wünsche sich eine «Neubewertung des Unrechtsgehalts dieser Straftaten durch den Gesetzgeber». Zudem unterschätzten viele Bundesländer das Problem. Die Länder müssten für mehr Kooperation zwischen Justiz, Jugendämtern, Polizei, Schulen, Kitas und anderen Stellen sorgen.

Das Landgericht im nordrhein-westfälischen Detmold hatte die beiden Haupttäter des massenhaften Kindesmissbrauchs in Lügde am Donnerstag zu langen Haftstrafen und Sicherheitsverwahrung verurteilt. Die Missbrauchsserie auf dem Campingplatz war jahrelang unentdeckt geblieben. Der Fall gilt wegen polizeilicher Ermittlungspannen und Behördenversagens als einer der grössten Skandale der letzten Jahre.