Montage von Kernfusionsreaktor Iter beginnt in Frankreich

Der Kernfusionsreaktor Iter ist in die nächste Phase seiner Erstellung gekommen. Nun beginnt die Montage des Reaktors.

Die Baustelle von Iters Kernfusionsreaktor in Cacarache, Frankreich. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Montage des Kernfusionsreaktors Iter hat in Cadarache hat begonnen.
  • Zuvor wurden per Videobotschaft die Grossbauteile des Reaktors vorgestellt.
  • Iter soll bis spätestens 2035 Strom produzieren. Am Projekt sind 35 Länder beteiligt.

Beim Bau von Iter, dem internationalen Kernfusionsreaktor für eine klimafreundliche Energiegewinnung, hat eine wichtige nächste Etappe begonnen. Das Iter-Projekt sei ein Akt des Vertrauens in die Zukunft. So Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron am Dienstag bei einer Online-Feier zum ersten Schritt der Montage des Tokamak-Fusionsreaktors in Südfrankreich.

Frankreichs Präsident Emanuel Macron, der Konkurrent von Jean-Luc Mélenchon. - dpa

Iter sei ein Versprechen des Friedens und zeige, dass das, was Menschen zusammenbringe, stärker sei als das, was sie trenne. So Macron in einer Videobotschaft. Er sei stolz, dass Frankreich Gastgeber dieses Projekts für die «Zukunft der Menschheit» sei.

Unendliche Energie durch Kernfusionsreaktor oder zu später Einstieg?

Befürworter erhoffen sich von der Kernfusion eine klimafreundliche, nahezu unendlich verfügbare Energiequelle. Iter-Kritiker halten dagegen, dass die Technologie angesichts des Aufstiegs erneuerbarer Energien zu spät komme. An dem Iter-Projekt sind insgesamt 35 Länder beteiligt.

Eines der in Südkorea hergestellten Bauteilen von Iter, die nun in Frankreich zu einem Kernfusionsreaktor zusammengesetzt werden. - Keystone

Der Start der Montage sei ein historischer Moment, sagte Iter-Chef Bernard Bigot. Es sei eine einzigartiges Vorhaben und Beispiel für internationale Kooperation. Der härteste Teil der Arbeit, die Montage, liege aber noch vor dem Team, so Bigot. Der Aufbau sei wie ein riesiges 3D-Puzzle, das unter Beachtung des Zeitplans zusammengesetzt werden müsse.

Anlässlich der Online-Feier schickten neben Macron unter anderem auch EU-Energiekommissarin Kadri Simson und Südkoreas Präsident Moon Jae In Videobotschaften. Die beteiligten Länder begrüssten den «Meilenstein» des Projekts.

Inbetriebnahme ab 2025

Zuvor wurden bei einer Video-Führung der Baustelle bei Cadarache, rund 60 Kilometer nordöstlich von Marseille, die Grossbauteile des Reaktors präsentiert. An dem Projekt sind neben der EU die USA, Russland, China, Indien, Japan und Südkorea beteiligt.

Der Kernfusionsreaktor soll seinen Betrieb im Jahr 2025 aufnehmen. Dann solle das erste Plasma eingesetzt werden und Physiker mit Experimenten beginnen können, erklärte Iter-Chef Bigot. Sind diese erfolgreich, ist demnach geplant, dass ab 2035 industriell Elektrizität mit dem Reaktor produziert wird.

Der Kernfusionsreaktor Iter soll Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoff-Atomen erzeugen und damit die Funktionsweise der Sonne imitieren. Die Kosten werden auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt. Die Arbeiten hatten 2010 begonnen.