Nach Fehlstart: Vega C soll vor Jahresende wieder fliegen

Die neue europäische Trägerrakete Vega C soll nach einem gescheiterten Start im Dezember noch in diesem Jahr wieder abheben. Das teilte der Chef der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, Josef Aschbacher, am Freitag in Paris mit. «Zumindest basierend auf den heutigen Erwartungen und den Massnahmen, die wir umsetzen müssen, erwarten wir einen Vega-C-Start vor dem Ende von 2023.»

Vega-C-Rakete - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Ende Dezember war der erste kommerzielle Start der Vega C ins All schiefgelaufen.

Die Rakete kam wenige Minuten nach ihrem Start vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana von ihrem Kurs ab. Wie es von Arianespace hiess, gab es etwa zweieinhalb Minuten nach dem Start ein Problem beim Triebwerk Zefiro-40.

Die eingerichtete Untersuchungskommission, die am Freitag ihre Ergebnisse vorstellte, fand heraus, dass es an der Auskleidung des Schubdüsenhalses in dem Triebwerk eine unerwartete übermässige thermomechanische Erosion gegeben hatte. Grund dafür sei wahrscheinlich, dass das verwendete Material nicht homogen genug gewesen sei. Das italienische Unternehmen Avio, das Hauptauftragnehmer für die Vega C ist, versicherte, dass der Hersteller, der das betroffene Teil produzierte, keine weiteren Teile der Vega C gefertigt habe. Das genutzte Material soll nun nicht mehr verwendet werden.

Das neue Material soll durch zusätzliche Tests geprüft werden. Auch das gesamte Triebwerk soll künftig eine weitere Qualifikationsphase durchlaufen. Insgesamt hat die Untersuchungskommission 22 Empfehlungen gegeben, die Aschbacher vollständig umsetzen will. Für das Vorhaben muss die Esa etwa 30 Millionen Euro, die ursprünglich für andere Zwecke vorgesehen waren, umdisponieren.

Die Vega C ist eine Weiterentwicklung der Vega-Rakete, die seit 2012 leichte Satelliten ins All bringt. Ihren Erstflug absolvierte sie im Juli. Laut Esa kann die neue Rakete etwa 800 Kilogramm mehr Last transportieren, ist billiger und kann Lasten auf Umlaufbahnen in unterschiedlichen Höhen bringen. Gemeinsam mit der grösseren Trägerrakete Ariane 6, die Ende des Jahres mit etwa drei Jahren Verspätung erstmals in den Weltraum starten soll, soll die Vega C die europäische Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen.

Der Fehlstart war für Europas Raumfahrt deshalb ein herber Schlag. Den Zugang zum All sah Aschbacher durch die Probleme bei der Vega C, aber auch den späten Start der Ariane 6 und den Rückzug der russischen Sojus-Raketen vom Weltraumbahnhof in Kourou «kurz» gefährdet. «Für mich ist das wirklich ein Moment, an dem wir stark darüber nachdenken müssen, wie wir unabhängigen Zugang zum All für Europa wiedererlangen», sagte Aschbacher am Freitag. «Als Esa-Direktor bin ich entschlossen, klare Massnahmen, starke Massnahmen zu treffen, um stärker aus dieser Krise herauszugehen.»

Für Sorgen hatte der Fehlstart der Vega C bei der Esa auch gesorgt, weil in den vergangenen Jahren bereits mit der Vega zwei Flüge missglückten. Ende Januar hatte Aschbacher noch gesagt: «Ab Mitte dieses Jahres haben wir keinen garantierten Zugang Europas zum All mit europäischen Trägerraketen und das ist für uns alle ein riesiges Problem.»

Nun fand die Kommission heraus, dass die Vorgängerin der Vega C von dem aktuellen Problem nicht betroffen ist. Bis zum Ende des Sommers soll daher erstmals wieder eine Vega fliegen, wenn auch sie nun verschärfte Kontrollen durchlaufen soll. Eigentlich sollten in diesem Jahr drei bis vier Vega-C-Raketen an den Start gehen, nun werden es Arianespace zufolge eine Vega und eine Vega C.