Notre-Dame wird im historischen Stil wiederaufgebaut

Nach dem verheerenden Brand vor fast 15 Monaten wird die Pariser Kathedrale Notre-Dame im historischen Stil wieder aufgebaut.

Notre-Dame vor dem Brand mit dem Spitzturm auf dem Dach - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Frankreichs Präsident Macron rückt von Modernisierung ab.

Nach anfänglichem Widerstand billigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Entwürfe von Chefarchitekt Philippe Villeneuve, wie der Elysée-Palast in Paris mitteilte. Der bei dem Brand eingestürzte Spitzturm soll in gotischer Anmutung neu erstehen. Zudem bekommt die Kathedrale wieder einen Dachstuhl aus Holz und ein Bleidach. Letzteres ist allerdings umstritten.

«Ich bin glücklich, dass die Franzosen, die Pilger und die Besucher aus aller Welt nun die Kathedrale wiederfinden können, die sie lieben», erklärte der von Macron mit dem Wiederaufbau betraute General Jean-Louis Georgelin nach der Entscheidung vom Donnerstagabend. Auch 54 Prozent der Franzosen hatten sich in einer Umfrage für einen historischen Wiederaufbau ausgesprochen, nur 25 Prozent waren für eine Modernisierung, die Macron zunächst vorgeschlagen hatte.

Das Büro des Präsidenten erklärte nun, er wolle «den Wiederaufbau nicht weiter verzögern», der durch die Corona-Krise für sechs Wochen zum Stillstand gekommen war. Zudem drohe das Vorhaben sonst «zu komplex» zu werden. Der durch die Berliner Reichstagskuppel bekannte britische Architekt Norman Foster hatte etwa einen Glasturm vorgeschlagen. Andere Ideen reichen von einem Turm in Form einer «ständigen Flamme» als Erinnerung an den Brand vom 15. April 2019 bis hin zu einer Konstruktion aus feuerfestem Metall.

Nun soll die Kathedrale nach den Plänen von Chefarchitekt Villeneuve wiedererstehen. Er will den eingestürzten Turm laut seinem 3000 Seiten starken Dossier so wiederaufbauen, wie ihn Architekt Eugène Viollet-le-Duc im 19. Jahrhundert konzipiert hatte. Dieser hatte den mehr als 90 Meter hohen Spitzturm bei einem Umbau auf die mehr als 850 Jahre alte gotische Kathedrale gesetzt, die Pläne sind erhalten.

Der Dachstuhl von Notre-Dame soll nach dem Willen des Chefarchitekten aus Holz wiedererstehen, zudem soll die Kathedrale wieder ein Bleidach bekommen. Letzteres ist jedoch umstritten: Das Dach war bei dem Brand eingestürzt, hunderte Tonnen hochgiftiges Blei schmolzen dabei. In der Folge wurde eine hohe Bleibelastung unter anderem an Schulen und Kinderkrippen in der Umgebung von Notre-Dame festgestellt. Nach Untersuchungen bei 750 Kindern gaben die Behörden jedoch Entwarnung.

Dennoch bleiben Umwelt- und Gesundheitsverbände skeptisch. Der französische Verband der Opfer von Bleivergiftungen (AFVS) warnte die Verantwortlichen erst kürzlich davor, wieder «toxisches Material» in der Kathedrale einzusetzen. Er schlug eine feuerfeste Kupferlegierung für das Dach vor.

Mit dem eigentlichen Wiederaufbau kann ohnehin erst im kommenden Jahr begonnen werden, wenn die Arbeiten zur Sicherung der Kathedrale vor einem Einsturz abgeschlossen sind. Derzeit bauen Arbeiter ein tonnenschweres Eisengerüst auf dem Gewölbe ab, das bei dem Brand eingeschmolzen war.

Die Wiedereröffnung von Notre-Dame ist zu den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 geplant. Dieses Versprechen Macrons halten Experten allerdings für sehr ehrgeizig. Der Wunsch des Präsidenten nach etwas Zeitgemässem könnte dennoch wahr werden: Laut Elysée könnte bei der Gestaltung des Umfelds der Kathedrale ein zeitgenössischer Entwurf umgesetzt werden.