Papst mahnt Europa zur Aufnahme und Integration von Migranten

Papst Franziskus hat den Wunsch geäussert, das Migranten aus der Mittelmeerregion in Europa aufgenommen und integriert werden.

Papst Franziskus spricht während eines Treffens mit religiösen Führern auf dem Gelände des Hun Theatre in the Sky Resort etwa 15 Kilometer südlich der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar. Foto: Andrew Medichini/AP - sda - Keystone/AP/Andrew Medichini

Papst Franziskus hat mit Blick auf die Migration von Afrika über das Mittelmeer nach Europa vor Abschottung und Panikmache gewarnt. Es müssten reguläre Einreisemöglichkeiten und eine ausgewogene Aufnahme der Migranten in Europa gewährleistet werden, sagte der Pontifex am Samstag im südfranzösischen Marseille. Bei der Migration handele es sich weder um eine Invasion noch um eine Notsituation, sondern um eine Gegebenheit unserer Zeit, die in europäischer Verantwortung angegangen werden müsse.

«Das mare nostrum schreit nach Gerechtigkeit, denn an seinen Ufern herrschen auf der einen Seite Überfluss, Konsum und Verschwendung, auf der anderen Seite hingegen Armut und Prekarität», sagte Franziskus zum Abschluss eines Jugendtreffens mit Teilnehmern aus 29 Ländern des Mittelmeerraums.

Papst Franziskus appelliert an «Wahrung der Menschenwürde»

Natürlich seien die Schwierigkeiten bei der Aufnahme der Migranten nicht zu übersehen. «Aber das Hauptkriterium kann nicht der Erhalt des eigenen Wohlstandes sein, sondern vielmehr die Wahrung der Menschenwürde.»

Die Zukunft liege nicht in der Abschottung. «Zu sagen »genug«, bedeutet hingegen die Augen zu verschliessen; der Versuch, sich heute »selbst zu retten«, wird sich morgen in eine Tragödie verwandeln», mahnte das Kirchenoberhaupt. «Künftige Generationen werden uns danken, wenn es uns gelungen ist, die Bedingungen für eine unvermeidliche Integration zu schaffen, während sie uns die Schuld geben werden, wenn wir lediglich eine sterile Assimilation betrieben haben.»

Integration mühsam, aber weitsichtige Vorbereitung auf die Zukunft

Integration sei mühsam, aber eine weitsichtige Vorbereitung auf die Zukunft, sagte Franziskus. «Assimilation, die keine Rücksicht auf Unterschiede nimmt und starr in ihren eigenen Paradigmen verharrt, führt dagegen dazu, dass die Idee die Wirklichkeit beherrscht und sie gefährdet die Zukunft, indem sie die Distanzen vergrössert und eine Ghettoisierung provoziert, die Feindseligkeit und Unduldsamkeit hervorruft».

Am zweiten Tag seines Besuchs in Marseille wollte der Papst am Nachmittag eine Messe vor knapp 60 000 Menschen halten. Zu dem Gottesdienst wird auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erwartet, der sich zuvor mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche zu einem Gespräch traf. Auch dabei sollte Migration ein wichtiges Thema sein. Entlang der Route, die Franziskus am Samstag mit dem Papamobil in der Stadt zurücklegen will, werden bis zu 100 000 Schaulustige erwartet.