Papst spricht bei Umgang mit Kanadas Ureinwohnern von Genozid
Papst Franziskus sieht im Umgang mit den Ureinwohnern Kanadas an kirchlich geführten Internaten einen Völkermord.
«Es ist wahr. Das ist ein Genozid», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in der Nacht zu Samstag auf dem Rückflug von Kanada nach Rom vor Journalisten. Der Papst reagierte damit auf Kritik von kanadischen Indigenen. Diese waren verärgert, weil Franziskus die Taten von Kirchenbediensteten nicht als kulturellen Genozid bezeichnet hatte.
Zu dieser Beurteilung kam der Abschlussbericht der staatlich eingerichteten Kommission für Wahrheit und Versöhnung, die sich mit dem Jahrzehnte langen Missbrauch und der Gewalt an den von der Kirche geführten Internaten beschäftigte. Mittlerweile wird nur noch von Genozid gesprochen.
«Es stimmt, das Wort wurde nicht gebraucht, aber ich habe den Genozid beschrieben, und ich habe um Entschuldigung und Vergebung gebeten», sagte Franziskus. Genozid sei ein Fachbegriff, aber er habe ihn nicht verwendet, weil ihm das nicht in den Sinn gekommen sei.
Franziskus besuchte seit dem vergangenen Sonntag in Kanada Ureinwohner, um bei ihnen um Vergebung dafür zu bitten, dass sie jahrzehntelang in den Einrichtungen Erniedrigung, Missbrauch und Gewalt erfuhren.
Vor knapp über einem Jahr machte der Fund von mehr als 200 anonymen Kindergräbern nahe der Internate international das Schicksal der Ureinwohner aufmerksam. Franziskus bat bereits um Vergebung als Vertreter der Métis, First Nations und Inuit Ende März bei ihm im Vatikan waren. Sie wollten aber, dass der Papst sich auf ihrem Grund und Boden in Kanada entschuldigt.